Sprachaufenthalt Australien, Cairns, Great Barrier Reef

Sprachaufenthalt Cairns Erfahrungsbericht von Stephanie

Erfahrungsbericht

November, 2024 | Stephanie

Ein Sprachaufenthalt soll’s sein. Nicht einfach in die nächste Stadt, nein, Australien – richtig weit weg, ins tropische Cairns. Mein Plan: Acht Wochen Englisch lernen und so viel wie möglich schnorcheln und tauchen. Wer in Cairns Englisch lernt, kommt um einen Ausflug zum Great Barrier Reef eigentlich nicht herum – und sollte es auch gar nicht erst versuchen.

AUSTRALIEN, ICH KOMME! – MEINE ANKUNFT IN CAIRNS

Nach knapp 30 Stunden Reisezeit und 2 Umstiegen lande ich endlich in Cairns. Die ersten Australier sind genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe: Mit einer Gelassenheit, die mir sofort gefällt. Ein freundliches Lächeln hier, ein gut gelauntes "G'day, mate!" da. Und das Erste, was ich lerne: Der australische Akzent ist eine ganz eigene Liga. Stan, mein Taxifahrer, ist ein „Aussie“ wie aus dem Bilderbuch. Mitte 50, die Haut gebräunt von Jahren im tropischen Klima, und ein Schnurrbart, der allein schon einen eigenen Pass verdient hätte. Wir laden meinen riesigen Koffer ins Taxi, und los geht's. Stan redet ununterbrochen – von „deadly snakes“, denen ich begegnen könnte, über die besten „barbies“, bis hin zu von den besten "bushwalks" und "fair dinkum" Sehenswürdigkeiten. Ich nicke und mache mir eine mentale Liste: Schlangen, Grillpartys, Wanderwege – die ganz normalen australischen Dinge eben. In Cairns wiegen sich Palmen am Strassenrand. Eine Skyline aus pastellfarbenen Häusern leuchtet vor sattem Grün. Irgendwann fährt Stan langsamer und deutet auf ein Schild: „Crocodile Warning.“ Mein innerer Tourist ist sofort begeistert, bis ich realisiere, dass dies kein Scherz ist. „Ach ja,“ meint Stan, „Willkommen in Australien!“ Kaum an der Haustür angekommen, begrüsst mich meine Gastmutter Helen mit einem breiten Lächeln und einem "How're ya going?", was ich im ersten Moment als Frage nach meinem Reiseweg deute und kurz überlege, ob ich ihr meine Route via Dubai und Sydney erklären soll. Später verstehe ich, dass es einfach das australische Pendant zu "Wie geht's?" ist. Mein Zimmer ist gemütlich. Überall stehen kleine Muscheln und Andenken aus dem Urlaub herum. Und ein Deckenventilator – ich ahne, dass der mein bester Freund wird in den nächsten Wochen.

Sprachaufenthalt Australien, Cairns, Riesenrad

Blaue Stunde in Cairns

ENGLISCH LERNEN – ODER WIE ICH VERSUCHE, „AUSSIE“ ZU SPRECHEN

Kaum verlasse ich das klimatisierte Haus, schlägt mir die tropische Hitze entgegen wie ein feuchter Waschlappen. Es ist, als hätte ich mich ohne Vorwarnung in eine Sauna geschlichen. Ich laufe an Cafés vorbei, in denen schon um 8 Uhr morgens chillige Musik läuft. Passanten tragen Flip-Flops. Die Stadt ist ein Mix aus Backpackern und Einheimischen, die offenbar alle das „easy life“ leben. Nach ein paar Umwegen erreiche ich das Cairns College of English – ein Gebäude voller internationaler Gesichter. Hier bin ich also. Bereit, mein Englisch auf Vordermann zu bringen. Sarah, unsere Lehrerin, ist das lebendige Bild eines australischen Wirbelwinds: Klein, fröhlich und mit einem endlosen Vorrat an sprachlichen Tricks. „Ihr seid hier, um Englisch zu lernen und nicht um einfach nur zu überleben,“ sagt sie gleich in der ersten Stunde. Neben mir sitzen Schüler aus allen Ecken der Welt: Maria aus Brasilien, Takashi aus Japan und Louis aus Frankreich. Sarah schnappt sich uns alle und schleift uns durch die ersten Vokabelübungen. Es dauert nicht lange, bis der erste Lachanfall durch den Raum hallt – einige nervös, andere erleichtert. „Euer Englisch wird in den nächsten Wochen nicht nur besser, es wird auch ‚bloody aussie‘ werden.“, meint Sarah. Die Stimmung ist herzlich, und ich beginne, mich richtig wohlzufühlen.

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Sprachunterricht im Cairns College of English

„CAIRNS LAGOON" UND NIGHT MARKET

„Cairns Lagoon“ ist ein riesiges Freibad mit Sandstrand direkt an der Promenade, gesäumt von mächtigen Banyan Bäumen und schattenspendenden Palmen. Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten. Kaum haben wir unsere Sachen abgelegt, springt Louis schon wie ein Profi ins Wasser. „Come on, guys!“ ruft er. Und während Maria und ich noch vorsichtig unsere Zehen ins kühle Nass tauchen, zieht er bereits seine Bahnen wie ein Fisch. Ein älteres Ehepaar grüsst uns freundlich, und der Mann, offenbar ein waschechter „Aussie“, fragt mit einem breiten Grinsen, ob wir Touristen sind. „From all over the world!“ antworten wir. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählen uns von ihrem Leben in Cairns und der entspannten „No Worries“-Mentalität und geben uns Tipps, was wir noch alles unternehmen sollen. Eine Bootstour auf dem Daintree River, um „echte crocs“ zu sehen, und Louis bekommt plötzlich grosse Augen. „Crocs? Like real ones?“ fragt er ehrfürchtig. Die Australier lächeln nur und zwinkern uns zu: „Yeah, mate, you’ll see plenty of ‘em!“ In dem Moment frage ich mich kurz, wie viele Einheimische wohl jemals selbst einem Krokodil begegnet sind – die Chancen, dass wir es tun, steigen jedenfalls ins Unermessliche in unseren Köpfen. Der Abend naht. Die Sonne geht langsam unter, und die ganze Lagoon schimmert im warmen Licht. Es ist der Moment, in dem alle ihre Smartphones zücken. Wir ziehen weiter zum Night Market. Der Duft von frittiertem Fisch und süssen Crêpes liegt in der Luft, gemischt mit der Geräuschkulisse von Menschen aus aller Welt. Wir stöbern durch Souvenirshops und lachen, als Takashi sich zum dritten Mal überreden lässt, etwas völlig Abgefahrenes zu essen. Wir probieren saftige Litschis, rosa Drachenfrucht und stachlige Rambutans. Dazu ein grosses Glas Zuckerrohrsaft. Cairns ist so lebendig, bunt und irgendwie chaotisch – und ich liebe es.

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Cairns Lagoon - gesäumt von mächtigen Banyan Bäumen und schattenspendenden Palmen

NERVENKITZEL IM DAINTREE RAINFOREST

Früh am Morgen, und ich meine wirklich früh, treffen wir uns an der Schule für einen Ausflug in den legendären Daintree Rainforest. Unser Guide, Eddie, ein Typ wie aus einem australischen Naturfilm, sitzt am Steuer und begrüsst uns mit einem breiten Grinsen. Er ist Mitte fünfzig, gebräunt wie eine alte Lederjacke und spricht in einem Australisch, das bei uns Sprachrätsel auslöst. Ok, das wird spannend. Eddie gibt uns einen Crashkurs in australischer Regenwaldkunde. Er erklärt uns, dass der Daintree Rainforest der älteste Regenwald der Welt ist und hier die unglaublichsten Pflanzen und Tiere beheimatet sind. „Watch out for Cassowaries!“, ruft er und klopft grinsend aufs Lenkrad. „They’re like Aussie dinosaurs – big, blue, and deadly!“ Dinosaurier? Echt jetzt? Als ob der Dschungel allein nicht aufregend genug wäre! Ich habe das Gefühl, jeder Blick aus dem Fenster enthüllt ein weiteres Geheimnis: riesige Farne, tropische Palmen und ein Dickicht, das kaum das Sonnenlicht durchlässt. Schon jetzt bin ich völlig überwältigt. Unser erster Stopp ist Mossman Gorge. Der Anblick ist einfach spektakulär. Kristallklares Wasser fliesst zwischen riesigen, mit Moos bedeckten Felsen hindurch. Die Stille ist fast meditativ, und das Wasser glitzert in der Sonne, als wäre es mit Diamanten gespickt. Meine Gedanken schweifen ab: Kann man diese Szenerie in Worte fassen? Wahrscheinlich nicht, aber ich werde es später trotzdem versuchen. Auf einem Pfad im Regenwald zeigt uns Eddie riesige Lianen und erklärt, dass einige der Pflanzen giftig sind. „This one,“ sagt er und zeigt auf eine harmlos aussehende Pflanze, „it’s called ‘wait-a-while’ because if you touch it, you’ll be stuck here for a while.“ Die Blätter haben winzige Stacheln, die sich an allem festhaken, was ihnen zu nahe kommt. Ich nicke, während ich meine Arme vorsorglich am Körper halte. Am Cape Tribulation trifft der Dschungel auf das Meer. Grünes Dickicht, das sich bis zu einem feinen, weissen Sandstrand erstreckt. Davor das tiefblaue Meer, das sich bis zum Horizont zieht. Ich zücke mein Handy und versuche, diesen Ort festzuhalten – obwohl ich weiss, dass kein Foto der Welt einfangen kann, was ich gerade sehe. Der Höhepunkt unseres Ausflugs ist eine Bootstour auf dem Daintree River. Eddie versichert uns, dass die Krokodile hier so gross sind, dass wir sie nicht übersehen können. Ich versuche, meine Aufregung zu unterdrücken. Das Wasser ist trüb, und die Flussufer sind überwuchert – perfektes Krokodilgebiet, wie ich es mir vorgestellt habe. Plötzlich deutet Eddie aufs Wasser und flüstert: „Over there! A croc!“ Mein Herz macht einen Sprung. Ich beuge mich vorsichtig nach vorne. Am Ufer, liegt tatsächlich ein riesiges Krokodil und blinzelt träge, als wäre es das Normalste der Welt, dass eine Gruppe Touristen hier vorbeischippert. „Don’t worry, they’re not hungry – at least not today,“ meint Eddie mit einem Augenzwinkern. Ich schlucke und bin heilfroh, dass die Krokodile offensichtlich wirklich ihre Ruhe haben wollen.

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Cape Tibulation – Grünes Dickicht erstreckt sich bis zum weissen Sandstrand

TAUCHEN. ESSEN. SCHLAFEN

Der Katamaran gleitet sanft durch den Hafen hinaus auf das offene Meer. Zuerst fühlt sich alles ganz ruhig an – doch je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto mehr spüren wir die Launen des Ozeans. Die Wellen werden stärker, und das Schaukeln gibt uns eine unfreiwillige Dusche, als wir im Bug-Netz liegen. Drei Tage Great Barrier Reef! Der Plan ist einfach: Tauchen, Essen, Schlafen - in dieser Reihenfolge. Unser Kurs: Das Outer Reef, weit draussen, Richtung unendliches Blau des Pazifiks. Ich überprüfe meinen Schnorchel. Dann springe ich. Luftblasen sprudeln. Ich höre nur noch meinen Atem und das leise Blubbern der Tauchflaschen. Das Wasser klärt sich. Und unter uns öffnet sich ein endloser Garten aus Korallen in allen erdenklichen Farben und Formen – kräftiges Rosa, leuchtendes Blau und zartes Gelb wechseln sich ab. Kleine Gebirge, mit Höhlen und Schluchten. Schüchterne Anemonenfische verstecken sich, als könnten sie uns nicht ganz trauen. Farbenfrohe Napoleonfische kommen uns neugierig entgegen. Riesige Maori-Lippfische, Farnkorallen, Clownfische und Seesterne kreuzen unseren Weg. Mit jedem Flossenschlag entdecke ich neue Farben und Formen. Die Vielfalt ist überwältigend, und ich frage mich, wie viel Leben in dieser stillen Welt wohl noch verborgen ist. Im flacheren Wasser begegne ich einem Stachelrochen, der gemächlich an mir vorbeizieht. Und dann gleitet eine riesige Meeresschildkröte an uns vorüber, so elegant und mühelos, dass ich fast vergesse zu atmen.

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Rote Korallenfische am Great Barrier Reef

EIN GEFÜHL VON FREIHEIT UND TIEFEM FRIEDEN

Erschöpft, aber glücklich sitzen wir an Deck des Katamarans. Das Sonnenlicht hat sich längst verabschiedet und Platz für ein schimmerndes Sternenmeer gemacht. In einer Klarheit, wie ich es selten erlebt habe. Keine Stadtlichter – nur das sanfte Plätschern der Wellen gegen den Rumpf. Ich kuschle mich in eine warme Decke und spüre die Müdigkeit in jedem Muskel – eine herrliche, zufriedene Müdigkeit. Am nächsten Morgen wecken mich die ersten Sonnenstrahlen und locken mich an Deck. Ich stehe auf, immer noch leicht benommen, und öffne die Kabinentür. Der Ausblick lässt mein Herz hüpfen. Der Himmel ist in ein sanftes Rosa und Orange getaucht, die Sonne erhebt sich gerade über dem Horizont und taucht das Meer in goldenes Licht. Die Luft ist frisch, mit einem leichten Hauch von Salz, und es fühlt sich an, als würde ich das Glück direkt einatmen. Die Crew bereitet das Frühstück vor, und der Duft von frischem Kaffee breitet sich in der Morgenluft aus. Wir planen die nächsten Tauchspots, und ich fühle, wie die Aufregung in mir wieder aufsteigt. Als ich den letzten Schluck Kaffee trinke, wird mir klar, wie viel mir diese Reise bedeutet. Hier draussen, mitten im Great Barrier Reef. Mit Freunden in dieser unglaublichen Natur – das ist mehr als nur eine Sprachreise, es ist ein Gefühl von Freiheit und tiefem Frieden.

Sprachaufenthalt Great Barrier Reef Catamaran

Unser Katamaran dümpelt im türkis schillernden Wasser

Die letzten Tage haben uns einander noch nähergebracht. Meine Haut ist ein paar Nuancen gebräunter, meine Haare ein bisschen salziger, und mein Herz ein wenig schwerer, weil ich das Riff eigentlich gar nicht verlassen will.

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