Sprachaufenthalt Nizza Erfahrungsbericht von Sandro
Erfahrungsbericht
Juni, 2024 | Sandro
Warum ausgerechnet Nizza? Nun, der Gedanke, mein miserables Schulfranzösisch aufzupeppen und gleichzeitig an der Côte d’Azur faul in der Sonne zu liegen, klang einfach zu verlockend. Und zack, da war sie, die Idee! Ein bisschen Kultur, ein bisschen Strand und jede Menge Savoir vivre – Eine Reise, die nicht nur meiner Seele, sondern auch meinem Lebenslauf guttun sollte – so zumindest der Plan.
ORIENTIERUNGSLOS, ABER GLÜCKLICH
Es ist warmer Nachmittag, als der Zug langsam in den Bahnhof von Nizza einrollt. Kaum angehalten, beginnt das übliche Chaos: Menschen drängeln sich, Koffer werden aus den Gepäckablagen gezerrt und irgendwie schafft es immer wieder jemand, mir auf den Fuss zu treten. Mit meinem besten "Ich bin ein Tourist und habe keine Ahnung, wo ich hinmuss"-Blick, stehe ich endlich auf dem Bahnsteig und versuche, meine Gastfamilie zu finden. Madame und Monsieur Moreau sollten mich eigentlich abholen, und ich hoffe inständig, dass sie ein Schild mit meinem Namen hochhalten. Aber dem ist nicht so. Ich überlege kurz, ob ich einfach ein Taxi nehmen sollte. Da höre ich jemanden meinen Namen rufen. "Sandro! Sandro!" Madame und Monsieur Moreau winken mir fröhlich zu. „Bienvenue, Sandro!“ ruft Monsieur Moreau und drückt mir zur Begrüssung einen dicken Kuss auf beide Wangen. Ich bin kurz irritiert, weil ich solche Begrüssungen nur aus französischen Filmen kenne. Aber Madame Moreau tut es ihm gleich. Nachdem wir die ersten Höflichkeiten ausgetauscht haben, machen wir uns auf den Weg zum Auto. Monsieur Moreau hilft mir, das Gepäck in den Kofferraum des kleinen französischen Wagens zu heben. "Willkommen in Frankreich, Sandro," sagte er lachend. "Hier ist alles ein bisschen kleiner – ausser das Essen." Die Fahrt zu ihrem Haus ist eine Sightseeing-Tour mit Französisch-Crashkurs. Und Monsieur Moreau fährt mit einer Mischung aus Gelassenheit und Wahnsinn, die nur Franzosen beherrschen. Enge Gassen. Chaotische Kreisverkehre. Und jedes Mal, wenn ich denke, wir würden irgendwo gegenfahren, bringt er uns mit einem charmanten „Pas de problème!“ sicher weiter. Nizza präsentiert sich von seiner besten Seite - Sonne, Palmen und eine Atmosphäre, die einfach nach Ferien riecht. Ich kann mein Glück kaum fassen. Nizza empfängt mich mit offenen Armen und einem Hauch von französischem Charme, der mich sofort in seinen Bann zieht. Schliesslich erreichen wir ein kleines Haus mit bunten Fensterläden und einem üppigen Garten. Madame Moreau führt mich stolz durch die Zimmer. Meins ist hell, gemütlich und mit einem Blick aufs Meer, der mir fast den Atem raubt. Perfekt. Nach dem Essen sitzen wir mit einem Glas Wein im Garten. Die Sterne funkeln und eine sanfte Brise weht durch die Bäume. Meine Französischkenntnisse werden auf die Probe gestellt, aber mit jeder Minute fühle ich mich sicherer.
INTERNATIONALES GEWUSEL
Der erste Schultag ist immer etwas Besonderes – egal wie alt man ist. Besonders chaotisch, besonders aufregend und jede Menge Vorfreude. Mein Tag beginnt mit einem typischen französischen Frühstück. Knuspriges Baguette, frische Butter und Marmelade – ich fühle mich wie in einem Werbespot. Die Strassen von Nizza sind belebt. Es schmöckt nach Kaffee und frischem Gebäck. Ich muss mich zusammenreissen, nicht in eines der charmanten Strassencafés abzubiegen. Die Blumenläden öffnen ihre Türen - ein herrlicher Duft, der mich fast vergessen lässt, dass ich auf dem Weg zur Schule bin. Nach den ersten zwei Kreuzungen verlaufe ich mich. Die hübschen, verwinkelten Gassen haben es in sich. Und nachdem ich ein paar Mal im Kreis gelaufen bin, frage ich eine ältere Dame nach dem Weg. Sie antwortet mit einem Schwall aus schnellem Französisch und schickt mich mit einem breiten Lächeln und einem "Bonne journée!" weiter. Ich verstehe nur „tout droit“ und „à gauche“. Aber hey, es war ein Anfang. Die Azurlingua Nizza ist eine Stadtvilla mitten im Zentrum - leicht zu finden, dank eines grossen Schildes und einer noch grösseren Menge an Schülern, die davorstehen. Ein internationales Gewusel, wie ich es selten erlebt habe. Ich fühle mich ein wenig wie bei einem Casting für eine Reality-Show – junge Menschen aus aller Welt, die nervös herumstehen und sich vorsichtig mustern. Schon am Eingang treffe ich Maria aus Spanien, die sich sofort als meine neue beste Freundin ausgibt und meint, wir sollten nach dem Unterricht unbedingt zusammen shoppen gehen. Im Klassenzimmer warten Hiro aus Japan, der kaum ein Wort Französisch spricht, aber mit einem Strahlen, das jedes Missverständnis überbrückt. John aus England, der immer wieder in seinen Akzent verfällt und so etwas wie der inoffizielle Klassenclown ist. Und Lena aus Deutschland, die sich über den französischen Kaffee beschwert, aber trotzdem immer einen zweiten bestellt. Unser Lehrer ist einfach grossartig. Monsieur Dupont, ein echter Franzose, betritt den Raum mit einem breiten Grinsen und einem Becher Kaffee. Er hat dieses gewisse Etwas, das nur französische Lehrer haben – eine Mischung aus Charme, Witz und einer Prise Unordnung. „Bonjour à tous!“ Dupont entpuppt sich als Meister darin, Grammatik in kleine, leicht verdauliche Häppchen zu packen. Garniert mit einem unerschöpflichen Vorrat an Witzen. „Die Franzosen lieben ihre Verben“, sagt er trocken, „also lernt sie zu lieben, oder ihr werdet leiden.“ Die Pausen verbringen wir draussen. Im Innenhof spenden üppige Pflanzen und Bäume herrlich, kühlen Schatten. „Hast du schon diese Bäckerei an der Ecke probiert?“ „Nein, aber das "Chez Marie Ange – Da gibt es köstliches afrikanisches Essen. Auch zum Mitnehmen.» Die Zeit verfliegt und ich habe tatsächlich neue Freunde gefunden.
MAN LEBT NUR EINMAL - UND IN NIZZA MUSS MAN STILVOLL UNTERWEGS SEIN
Es gibt nichts Besseres als einen ganzen Tag durch Nizza zu bummeln – besonders wenn man, wie ich, mitten in einem Sprachabenteuer steckt. Mein erster Halt ist der berühmte Cours Saleya, ein Marktplatz, der wie aus einem farbenfrohen Bilderbuch entsprungen scheint. Eine Welle aus Düften, Farben und Geräuschen umhüllt mich. Als hätte jemand einen Pinterest-Account zum Leben erweckt. Blumenstände bieten ein Farbenmeer aus Lilien, Rosen und Tulpen, während frisches Obst und Gemüse wie kleine Kunstwerke drapiert ist. Ein Fest für alle Sinne. Ich kaufe mir eine Handvoll saftiger Kirschen. Und während ich eine nach der anderen in den Mund stopfe, fühle ich mich ein bisschen wie im Paradies. Ein älterer Herr besteht darauf, dass ich seine selbstgemachten Oliven probiere. „Gratuit!“, ruft er und schiebt mir eine Handvoll entgegen. Sie schmecken köstlich, und ich kaufe ein ganzes Glas – das erste von vielen Dingen, die meinen Rucksack heute schwerer machen werden. Der Place Masséna ist das Herz von Nizza und könnte kaum majestätischer sein. Die roten Fassaden der Gebäude strahlen in der Sonne. Und die riesige Fontaine du Soleil zieht alle Blicke auf sich. Die beeindruckende Statue von Apollo schaut gelassen über das Treiben hinweg. Natürlich kann ich es mir nicht verkneifen, ein paar typische Touristenfotos zu machen. Nizzas Einkaufsstrassen sind ein einziger Kampf gegen die Versuchung. Die Avenue Jean Médecin mit ihren vielen Boutiquen und Geschäften ist ein Paradies für Shopaholics – und eine Herausforderung für mein Budget. Die Schaufenster glitzern und funkeln, und ich fühle mich wie ein Kind im Süsswarenladen. Ich bin fest entschlossen, nur zu bummeln. Aber dann sehe ich diese Schuhe. Und diese Sonnenbrille! Schliesslich habe ich mehrere Tüten in der Hand und mein Portemonnaie ist leichter. Aber hey, man lebt nur einmal, und in Nizza muss man stilvoll unterwegs sein. Kein Bummel durch Nizza wäre komplett ohne einen Spaziergang entlang der berühmten Promenade des Anglais. Kilometerlang. Gesäumt von Palmen. Mit einem atemberaubenden Blick auf das türkisblaue Meer. In der Ferne die Silhouetten der Segelboote. Mit einem Eis in der Hand setze ich mich auf einen der blauen Stühle, die überall aufgestellt sind. Jogger, Radfahrer, Touristen und Einheimische flanieren an mir vorbei. Ich komme ins Gespräch mit einem älteren Herrn – naja, eigentlich erzählt er mir seine Lebensgeschichte und ich nicke höflich. Ein wunderbarer Moment der Ruhe und des Friedens.
DIE CÔTE D’AZUR BIETET WEIT MEHR ALS NUR NIZZA
Einer der grössten Vorteile einer Sprachreise nach Nizza ist die Nähe zu vielen wunderbaren Orten entlang der Côte d'Azur. Unser Tag beginnt chaotisch. Hiro war als Erster am Bahnhof und wartet geduldig, während Maria im letzten Moment auftaucht, weil sie noch nach dem „perfekten Hut“ gesucht hat. Lena hat den falschen Bus genommen und kommt mit einer Entschuldigung und einem Lächeln, das alle sofort verzeihen. Villefranche-sur-Mer ist ein Postkartenidyll. Nur eine kurze Zugfahrt von Nizza entfernt. Ein malerisches Fischerdorf. Bunte Häuser schmiegen sich den Hang entlang. Und der charmante Hafen sieht aus wie aus einem Bilderbuch. Wir spazieren durch enge Gassen, die wie ein Labyrinth angelegt sind. Verlaufen uns ein paar Mal. Und an jeder Ecke entdecken wir neue Fotomotive. Kleine Geschäfte verkaufen alles Mögliche – von handgemachtem Schmuck bis zu Seifen mit Lavendelduft. Zurück im Hafen setzen wir uns in ein charmantes Café. Die Aussicht auf das tiefblaue Meer und die ankernden Boote ist einfach atemberaubend. Der Kellner erzählt uns Geschichten über die Fischer, die hier seit Generationen leben. Unser Französisch ist schon viel besser geworden. Mit einem Lächeln und einem „Merci beaucoup!“ verabschieden wir uns und beschliessen, dass Villefranche-sur-Mer definitiv mehr als nur einen Tagesausflug wert ist. Unser nächstes Ziel ist Eze, ein mittelalterliches Dorf hoch oben auf einem Hügel. Schon die Busfahrt dorthin ist ein Abenteuer – enge Kurven, steile Abhänge und eine atemberaubende Aussicht, die uns mehrmals tief durchatmen lässt. Die Fahrerin manövriert den Bus mit einer Gelassenheit, die ich bewundere, während ich mich an meinem Sitz festkralle. In Eze fühle ich mich in eine andere Zeit versetzt. Alte Steinhäuser und kleine Boutiquen säumen die engen, verwinkelten Gassen. Wir wandern den steilen Pfad hinauf zum Jardin Exotique - ein wunderschöner Garten mit üppigen Pflanzen. Die Aussicht ist spektakulär – man kann die ganze Küste überblicken. Wir fühlen uns wie auf dem Dach der Welt. Ein Strassenkünstler malt Porträts. Seine schnelle Art zu skizzieren, beeindruckt uns. Und schon haben wir etwas schiefe, aber charmante Porträts von uns in der Hand. Ein schönes Andenken an diesen magischen Ort.
Vier Wochen vergehen wie im Flug. Dank Monsieur Dupont kann ich jetzt nicht nur die richtigen Artikel verwenden, sondern auch Witze auf Französisch machen. Maria, Hiro und Lena sind mehr als nur Mitschüler geworden – sie sind Freunde fürs Leben. Und ich verlasse Nizza mit einem Koffer voller Erinnerungen und einem Herzen, das nun ein bisschen französischer schlägt. À bientôt, Nizza!
Tags: École Azurlingua Nice, Erwachsene, Frankreich, Französisch, Nizza
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