Sprachaufenthalt Italien, Taormina, Stadt und Vulkan Ätna

Sprachaufenthalt Sizilien Erfahrungsbericht von Rita

Erfahrungsbericht

Oktober, 2024 | Rita

Sizilien war ein weisser Fleck auf meiner Italienkarte und schrie förmlich danach endlich in Farbe getaucht zu werden. Und hier bin ich: Kaum aus dem Bus gestiegen, empfängt mich meine Gastmutter, Signora Rosa. „Rita, cara mia!“, ruft sie mit einer Stimme, die einen Befehlston und Herzlichkeit zugleich vereint. Ehe ich mich versehe, schnappt sie meinen Koffer. Die andere Hand legt sie auf meine Schulter, um mich nach Hause zu dirigieren.

RITA, DU HAST ALLES RICHTIG GEMACHT

Das Haus – klein, charmant und vollgepackt mit Erinnerungsstücken. Rosa erklärt mir, wo ich schlafen und essen würde. Und wo ich immer, immer die Schuhe ausziehen muss! Ich nicke brav, während ich den Anblick des Wohnzimmers verarbeite. Eine Mischung aus religiösen Ikonen, bunten Vorhängen und einem gigantischen Fernseher, der scheinbar nie ausgeschaltet wird. Am Abend kocht Rosa für uns – ein Festmahl. Pasta mit frischer Tomatensosse. Salat, den sie mit Kräutern aus ihrem eigenen Garten würzt und ein Dessert, das illegal gut ist. Währenddessen plappert sie munter auf Italienisch, als ob ich jedes Wort verstehen würde. „Ja, si, certo!“, ist alles, was ich schaffe, während ich mich innerlich frage, warum ich nicht viel früher angefangen habe, Italienisch zu lernen. Der Abend endet auf einer kleinen Terrasse mit Blick auf das funkelnde Meer. Rosa redet. Ich nicke. Und der Sternenhimmel flüstert leise: „Rita, du hast alles richtig gemacht.“

Sprachaufenthalt Italien, Taormina, Aussicht auf Vulkan Ätna

Blick über Taormina bis zum schneebedeckten Ätna

ESPRESSO UND INTERNATIONALES CHAOS

„Buongiorno, Rita! Zeit für Frühstück!“ Rosa nimmt ihren Job als Gastgeberin ernst. Sehr ernst. Das Frühstück ist typisch italienisch: ein Espresso, der so stark ist, dass er mir die Haare kräuselt, und ein Cornetto, das nach Butter und Sünde schmeckt. Rosa gibt mir eine Wegbeschreibung zur Sprachschule. Ungefähr so hilfreich wie: „Geh runter, dann links, dann irgendwo da vorne.“ Aber Taormina ist nicht einfach eine Stadt – es ist ein Labyrinth aus engen Gassen, steilen Treppen und charmanten Ecken, die so fotogen sind, dass ich alle fünf Minuten stehen bleibe, um Fotos zu machen. Die Sonne scheint warm auf mein Gesicht, während ich durch die Kopfsteinpflasterstrassen schlendere. Schliesslich stehe ich vor meiner Sprachschule: Babilonia Taormina. Eine alte Villa mit wunderschönem Garten, der mir sofort den Atem raubt. Hier werde ich also Italienisch lernen. Schon am Eingang wird mir klar, dass ich nicht alleine bin – in mehrfacher Hinsicht. Hier treffen sich Menschen aus der ganzen Welt. Und ich bin eindeutig nicht die Einzige, die nervös ist. Eine junge Frau aus den Niederlanden steht neben mir und murmelt: „Ich hoffe, sie sind nett zu uns.“ Ich muss lachen. „Das hoffe ich auch.“ Drinnen treffen wir unsere Lehrerin, Laura. Stellt euch eine typische Italienerin vor: Schwarze Locken. Breites Lächeln. „Buongiorno, ragazzi!“, ruft sie mit einer Energie, die selbst die grössten Morgenmuffel wachrüttelt. „Heute lernen wir die Grundlagen“. Grundlagen - ich denke an einfache Wörter wie „Ciao“ oder „Grazie“. Aber Laura beginnt direkt mit Konjugationen, und ich fühle, wie mein Gehirn protestiert, während ich versuche, den Unterschied zwischen „parlo“, „parli“ und „parla“ zu verstehen. Jules aus Frankreich ruft mitten im Satz: „Je suis... äh... come si dice?“ Und die Klasse bricht in Gelächter aus. Laura bringt uns mit viel Humor und unzähligen Handbewegungen die Feinheiten der italienischen Sprache bei. Schnell stelle ich fest, dass das „Congiuntivo“ nicht nur ein Grammatikbegriff, sondern mein persönlicher Feind werden würde. Aber jede Anstrengung wird mit einem anerkennenden „Brava, Rita!“ belohnt.

Sprachaufenthalt Italien, Babilonia Taormina, Terrasse

Babilonia Taormina – hier werde ich also Italienisch lernen

MEIN ERSTER ECHTER „DOLCE VITA“- MOMENT

„Rita, komm mit – wir zeigen dir, wie man in Italien das Leben geniesst!“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. „Taormina ist wie ein Schatz.“ meint Jules philosophisch, „Du weisst nie, was hinter der nächsten Ecke auf dich wartet.“ Und er hat recht. Die kleinen Gassen sind gesäumt von Boutiquen, die alles verkauften, von handgefertigtem Schmuck bis hin zu leuchtend gelben Zitronenlikören. An einer Ecke stossen wir auf einen Strassenmusiker, der eine Mandoline spielt. „Das ist das pure Klischee,“ denke ich, „und ich liebe jedes verdammte Detail davon.“ Plötzlich bleibt Mareike stehen und zeigt auf eine kleine Trattoria. „Das ist es! Ich habe gehört, die machen die beste Pasta alla Nonna in ganz Taormina.“ Jules und ich schauen uns an, zucken mit den Schultern und folgen ihr. Wir landen in einem winzigen Innenhof – dekoriert mit Lichterketten und duftenden Kräutertöpfen. Die Pasta ist eine Offenbarung und ich weiss nicht, ob ich weinen oder die Köchin umarmen soll. Später am Abend zieht es uns zur Aussichtsterrasse am Corso Umberto. Wir lassen den Tag mit einem Spritz ausklingen. Die Sonne versinkt langsam im Meer, die Luft ist warm, und der Geschmack von Aperol, Orangenscheiben und prickelndem Soda ist der perfekte Abschluss. Zuhause plane ich meinen Tag bis ins letzte Detail - in Italien scheint der Tag zu sagen: „Lass dich treiben, Rita.“ Und ganz ehrlich? Es funktioniert.

Sprachaufenthalt Italien, Frau am Markt

Taormina – Die Gassen sind gesäumt von Boutiquen, die alles Mögliche verkaufen

NON DEVI CORRERE, LA VITA TI ASPETTA

Die Nachmittage verbringen wir an der Spiaggia di Isola Bella. Eine kleine, malerische Bucht - als hätte ein Künstler sie aus einem Traum gemalt. Dunkelgrüne Zypressen und Kaktusfeigen. Das Wasser glitzert wie ein verspielter Diamant, und die Sonnenstrahlen tanzen auf der Oberfläche. Bunte Fischschwärme, Seeigel und sogar Kraken. „Bestimmt kalt,“ denke ich, während ich zaghaft einen Zeh hineintauche. Aber es ist perfekt. Nach dem Schwimmen liegen wir im warmen Sand, teilen uns eine riesige Melone, die Jules wie ein Profi mit seinem Taschenmesser aufschneidet. Es ist einer dieser Nachmittage, die sich vollkommen anfühlen. Schwimmen, sonnen, dösen, Eis essen, lesen. Mehr braucht es nicht. Ich denke an die Worte von Rosa: „Non devi correre, Rita. La vita ti aspetta.“ – „Du musst nicht rennen, Rita. Das Leben wartet auf dich.“ Vielleicht hat sie recht.

Sprachaufenthalt Italien, Taormina, Isola Bella

Strand von Taormina mit der Isola Bella

ABENTEUER AM ÄTNA

„Am Samstag machen wir einen Ausflug zum Ätna,“ kündigt Laura uns in der Schule an, „und denkt daran: bequeme Schuhe!“ Meine Mitstreiter und ich nehmen das sehr ernst. Jules erscheint in etwas, das wie ein französisches Mode-Statement in Wanderklamotten aussieht. Mareike taucht mit einem Rucksack voller Snacks auf. Und ich habe das Gefühl, mich komplett übervorbereitet zu haben – bis wir aus dem Auto steigen. Der Vulkan ist überwältigend. Seine schwarze, karge Landschaft wirkt wie aus einer anderen Welt. „Es ist, als ob der Boden atmet,“ sagt Mareike ehrfürchtig, während wir die Serpentinen hinaufsteigen. Mein Konditionstraining der letzten Jahre hätte wohl doch besser über „Couch und Netflix“ hinausgehen sollen. Aber die Aussicht… Wow! Oben sehen wir, wie sich der Dunst des Vulkans mit den Wolken mischt. Die Landschaft verwandelt sich in eine magische Szenerie. Es ist ein Moment der Stille. Jeder von uns saugt den Augenblick auf. Und dann gibts Panini, Oliven und – eine Flasche Wein, die Jules aus seinem Rucksack hervorzaubert.

Sprachaufenthalt Italien, Taormina, Ätna Vulkan

Silvestri-Krater unterhalb des Ätna-Gipfels

PALERMO – WILLKOMMEN IM CHAOS, MEINE FREUNDE

Am letzten Wochenende steht ein Ausflug nach Palermo auf unserem Programm – und wenn Taormina das verträumte, romantische Italien ist, dann ist Palermo die wilde, chaotische, aber unglaublich faszinierende Grossstadt-Schwester. Palermo platzt aus allen Nähten: Motorroller zischen an uns vorbei, Autos und überall Menschen. „Willkommen im Chaos, meine Freunde!“, meint Jules. Und er hat Recht. Renoviertes steht neben Verfallenem. Prachtvolle Palazzi neben Ruinen. Einmal abgebogen im Strassengewirr und schon ist Palermo irgendwie noch authentischer und ungeschönter.

Schöne Strände gibt es auf Sizilien wie Sand am Meer. Einen der schönsten entdecken wir in der Bucht von Cefalu. Heller Sandstrand und türkis-blaues Wasser. Vor der malerischen Altstadt-Kulisse werden die schönsten Bikinis präsentiert. Die Menschen reden und reden. Und stehen stundenlang im Wasser – wie aus einem „italienischen“ Bilderbuch. Jules, unser inoffizieller Reiseleiter, erzählt uns begeistert von Cefalus Geschichte, während Marieke und ich uns eher für die kleinen Cafés interessieren. Locals treffen sich hier auf den unvergleichlich guten Kaffee und eine kleine Süssigkeit zwischendurch. Das ist sizilianischer Alltag – Keine lange Liste von Sehenswürdigkeiten, die wir abhaken müssen. Einfach nur dasitzen und geniessen.

Sprachaufenthalt Italien, Taormina, Strand und Altstadt von Cefalu

Strand und Altstadt von Cefalu

Mir wird klar, wie sehr diese Reise mich verändert hat. Ich bin nicht nur besser in Italienisch geworden (obwohl ich das Congiuntivo immer noch für einen unnötigen Luxus halte), sondern habe auch eine neue Sicht auf das Leben gewonnen. Rosa verabschiede ich mit einem grossen Strauss Blumen, den sie mit Tränen in den Augen entgegennimmt. Meine Mitschüler treffe ich ein letztes Mal auf einen Spritz. Wir tauschen Adressen aus, versprechen, in Kontakt zu bleiben, und versuchen, die Wehmut mit noch mehr Gelato zu überdecken. Also, wenn du jemals darüber nachdenkst, Italienisch zu lernen – mach es. Und wenn du nach Taormina gehst, bestell einen Spritz für mich. Auf das Dolce Vita!

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