Sprachaufenthalt Ibiza Erfahrungsbericht von Nina
Erfahrungsbericht
Februar, 2025 | Nina
Ich bin Nina, 29 Jahre, und ich habe eine Sprachreise nach Ibiza gebucht. Ja, genau – Ibiza. Nicht gerade die erste Adresse für Vokabeln und Verben, aber hey! Gefühlt ist es eine Ewigkeit her, dass ich meinen ersten Sonnenuntergang im Café del Mar erlebt habe. Sanfte Beats, souliger Groove. Jeder, der schon einmal auf Ibiza war, weiss, wovon ich rede. Die Luft riecht irgendwie anders - wärmer, süsser, salziger. Die Menschen feiern ausgelassener.
Mein Flug ist früh. Unverschämt früh. Aber ich liebe das. Ehrlich. Flughafen-Menschen sind ein eigenes Genre. Die Landung ist butterweich, der Taxifahrer redselig. "Okay, das ist jetzt echt". Mein Airbnb liegt in einer kleinen Seitenstrasse in Ibiza-Stadt. Die Wohnung ist hell, mit alten Holzbalken, bunten Kissen und einem Geruch nach Lavendel und Meersalz. Meine Gastgeberin, Maria, ist eine ältere Dame, die mir gleich einen Kaffee macht. „Tranquila, Nina. Alles langsam.“ Ich fühle mich sofort angekommen, packe meinen Koffer halbherzig aus und gehe raus. Ziellos schlendere ich durch die Strassen, vorbei an Palmen und kleinen Läden, die alles Mögliche verkaufen, von Espadrilles bis zu Flatterkleidern und Traumfängern. Ich trinke einen «café con leche» im Kult-Café Croissant Show – mit Blick auf die Stadtmauer. Um mich herum sitzen Jetsetter, Künstler, Chiller und Normalos. Besser als Kino. Morgen geht’s los mit dem Unterricht. Ich sollte nervös sein. Bin ich auch. Aber ich bin auch ziemlich sicher: Das hier wird gut.
MOPEDFAHRER MIT FLIP-FLOPS UND CORTADO FÜR ALLE
Mein erster Schultag. Ich stehe viel zu früh auf, wie früher vor Mathearbeiten. Der Weg zur Sprachschule führt mich durch enge Gassen. Überall Cafés mit Tischen auf dem Bürgersteig. – Google Maps sagt 17 Minuten, aber ich bin ständig abgelenkt. Ein Mopedfahrer mit Flip-Flops (mutig). Ein Typ mit einer Katze auf der Schulter und einer mit Dreadlocks, der mitten auf dem Weg Gitarre spielt. Ibiza eben. Das Instituto de Idiomas Ibiza liegt in einem unspektakulären Gebäude mit weissen Wänden und einem Duft nach Kaffee. Im Empfangsbereich steht ein junger Mann. „Nina? Bienvenida!“ Meine Klasse ist eine bunte Mischung: Liam aus Manchester, der alle Wörter mit britischem Akzent ausspricht. Chiara aus Bergamo, die schon nach fünf Minuten Selfies mit „mi nueva clase“ verschickt. Und Joris aus Amsterdam, ein wahnsinnig entspannter Typ mit Baseballkappe, der schon jetzt besser Spanisch spricht als ich je zu hoffen wage. Und dann unsere Lehrerin: Marta. Mitte 40, schnell, direkt, mit rotem Lippenstift und einer unglaublichen Geduld. Sie spricht nur Spanisch. Von Minute eins an. Ich verstehe erstmal nichts. Also fast nichts. Okay – ich verstehe „hola“, „cómo estás?“ und „abre el libro“. Danach ist alles wie eine Oper in schnellem Vorlauf. Ich nicke oft, lächle viel, schreibe mit. In der Pause stehen wir vor der Tür in der Sonne. Chiara zeigt ein TikTok, das sie in der Schule aufgenommen hat. Joris holt Cortado für alle – wir feiern ihn. Die Stunden verfliegen. Ich lerne, dass Spanisch tatsächlich Spass machen kann. Nicht nur die Sprache – vor allem die Menschen, der Ort, der Vibe. Nach dem Unterricht gehen wir Tapas essen. Marta hat uns eine kleine Bar empfohlen, die man nur findet, wenn man weiss, wo sie ist. Drinnen hängen ibizenkische Fotos aus den 70ern, der Kellner spricht schnell, aber irgendwie klappt’s. Wir bestellen „pan con tomate“, „patatas bravas“, Oliven, Aioli, irgendwas mit Tintenfisch – und Bier. Das erste gemeinsame Bier schmeckt wie der Beginn von etwas Gutem.
STEILE GASSEN IN DALT VILA
Treffpunkt: das Portal de Ses Taules – der historische Eingang zur Altstadt, Dalt Vila. Die Sonne steht schon tief. Wir passieren das Tor und steigen die engen Gassen hinauf. Alte Steinwände, Fensterläden in allen Farben, knallpinke Bougainvillea, und zwischendrin immer wieder der Blick aufs glitzernde Meer. Oben an der Festungsmauer sagt keiner mehr was. Der Ausblick ist so schön, dass selbst Chiara aufhört zu filmen. Unter uns breitet sich Ibiza-Stadt aus – mit ihrem Hafen, den Yachten, dem Lichtermeer. Wie eine Postkarte, nur dass der Wind echt ist und man Salz auf den Lippen schmeckt. Die Gassen sind jetzt beleuchtet. Aus den Bars klingt Musik, irgendwo spielt jemand Saxofon, Gläser klirren. Es wirkt nicht übertrieben touristisch – mehr wie ein gut gehütetes Geheimnis, das sich abends zeigt. Joris kennt eine Bar. „Sehr unauffällig, aber sehr gut“, sagt er. In einer unscheinbaren Gasse. Von aussen könnte es auch ein Lager sein. Drinnen überall Kunst, altes Mobiliar, schräger Jazz im Hintergrund. Die Kellner haben Tattoos. Lächeln. Keine Eile. Wir bestellen Tapas und Cocktails mit Namen wie „Green Beast“ und „Absinthe Surprise“. Keine Ahnung, was drin ist – aber sie schmecken wie „noch einen, bitte“. Das Essen ist wild gemixt: „queso de cabra en aceite“ (Ziegenkäse in Öl), „chipirones fritos“ (superkleine frittierte Kalamare), „boquerones“ (Sardellen), „pa amb oli“ (Brot, mit Olivenöl, Salz und Tomate bestrichen). Ich fühle mich wie mittendrin in einem Sommer, der noch ganz lang bleiben darf.
CALA MASTEA
Es ist Samstag und wir mieten einen kleinen, weissen Fiat. Bei der Übergabe werden ja normalerweise bestehende Schäden am Fahrzeug markiert. Bei uns wird einfach das ganze Auto rundherum eingekreist. Aha. Wir starten eine Playlist mit Sommerhits und fahren los – Richtung Nordosten. Zum Frühstück legen wir einen Stop in der Bar Anita in San Carlos ein. Die Kneipe war früher Treffpunkt der Hippies – und irgendwie hängt dieses Flair bis heute in der Luft. Etliche Inselbewohner ohne feste Adresse, haben hier noch ein Postfach. Wir sitzen an einem der drei kleinen Tische direkt an der Kreuzung, essen Tortilla zu frisch gepresstem Orangensaft. Von San Carlos sind es nur noch ein paar Minuten bis zur Cala Mastella. Die Strassen werden enger, kurviger, grüner. Immer wieder ein Blick auf das glitzernde Wasser zwischen den Bäumen. Mittendrin ein hellblauer Blechkiosk. Ein ibizenkischer Opi verkauft Bocadillos, Mojitos, frische Säfte und Pasteles. Die kleine Bucht, eingerahmt von Felsen und duftenden Pinien, ist fast menschenleer. Ein paar Jugendliche breiten ihre riesigen bunten Mandalas aus, schwimmen im Wasser und verschwinden wieder. Wir springen ins Meer. Das Wasser ist kristallklar, frisch, und plötzlich ist alles Nebensache – Sprache, Schule, Alltag. Später liegen wir in der Sonne, dösen, reden über alles und nichts. Es gibt keinen Zeitdruck. Nur Appetit. Und der führt uns zu einem Ort, den man nicht findet, wenn man nach „stylischen Restaurants“ sucht…
GENAU DESWEGEN REIST MAN
…El Bigotes. Eine Fischerhütte auf einem Felsvorsprung. Sieht aus wie eine zusammengezimmerte Bretterbude, ist aber Legende. Hier wird nur das serviert, was morgens gefangen wurde, mit demselben Kutter wie vor 40 Jahren – und gekocht wird direkt über dem Feuer. Es gibt genau zwei Gerichte: Gegrillte Fischplatte oder den berühmten „Bullit de Peix“ – einen ibizenkischen Fischtopf. Wir bestellen beides. Keine Speisekarte. Keine Dekoration. Nur Holz, Meer, Rauch, Fischduft. Und dann: dieser Geschmack. So frisch, so simpel, so gut. Ich sitze da, mit Sand an den Füssen und „Bullit de Peix“ auf dem Teller. „Genau deswegen reist man“. Am hintersten Tisch neben der Feuerstelle thront der korpulente Patron. „¡Buen provecho!“ ruft er uns zu. Seine Frau nimmt das Geld entgegen, bar und ohne Quittung. Wenn irgendwo die Zeit stehengeblieben ist, dann hier – und genau das macht es so perfekt. Auf der Rückfahrt halten wir in Santa Gertrudis. Die Bar Costa ist einfach Kult zu jeder Tages- und Nachtzeit. Von der Decke hängen ganze Schinken. An den Wänden: Bilder, Collagen und Skizzen lokaler Künstler, alle im Tausch gegen Sandwiches erstanden. Die Königin aller Bocadillos wird mit Jamón Ibérico de Bellota, auch genannt Pata Negra belegt, dem teuersten, aber auch besten luftgetrockneten Schinken der Welt. Wir sitzen auf niedrigen Hockern vor der Bar zwischen Boutiquen und Trödelläden. In der Hand ein kaltes Bier. Feierabend-Feeling pur.
FORMENTERA – VON FLAMINGO ROSA ÜBER AZURBLAU BIS AQUAMARIN
6:15 Uhr. Mein Wecker klingelt. Warum macht man das? Ach ja – Formentera. Weniger Party, mehr Paradies. Und wir nehmen die erste Fähre. 30 Minuten – lang genug, um aufzuwachen, kurz genug, um nicht seekrank zu werden. Wir lassen Ibiza mit Dalt Vila und ihren Mauern hinter uns. Die gigantische Felseninsel „Es Vedrà“ ragt nur wenige Kilometer vor der Küste aus dem Meer empor. Und vor uns erscheint das Profil von Formentera. Es Pujols ist morgens fast dörflich. Ein paar Läden öffnen gerade. Die Strassen sind leer, und die Sonne hat noch diesen goldenen, zurückhaltenden Ton. Wir mieten Velos – klapprig, aber sympathisch. Und plötzlich sind wir umgeben von... nichts. Nur Natur. Schafe unter uralten Feigenbäumen, Trockensteinmauern, staubige Wege. Salzpfannen sorgen für bunt schillernde Landschaften. Rund um Ses Salines färbt sich das Wasser Flamingo rosa und die Strände werden puderweiss. Unter Schirmen in allen Farben des Regenbogens brutzeln (vornehmlich italienische) Sonnenhungrige. Kein Wunder, dass wir überall mit „buongiorno“ begrüsst und mit „ciao, mille grazie“ verabschiedet zu werden. Der Strand zieht sich in einer langen, schmalen Zunge Richtung Norden. An manchen Stellen färbt sich das Meer azurblau, dann wieder aquamarin. Wir verbringen Stunden an der Playa Ses Illetes. Es ist einer dieser Tage, an denen Zeit keine Rolle spielt. Das Wasser ist so klar, dass man selbst die Schatten der kleinen Fische am Boden sieht. Das Licht spiegelt sich auf der Oberfläche. Ich lasse mich einfach treiben. Im Wasser, im Moment, in allem. Am Nachmittag laufen wir barfuss zu einem der Chiringuitos direkt am Strand. Holzterrasse, Strohdach, Reggaemusik aus alten Boxen. Die Kellner tragen keine Schuhe. Wir bestellen gegrillte Calamari und Tinto de Verano. Unsere Gesichter sind braun gebrannt, unsere Beine müde vom Radfahren. Niemand redet viel. Wir hängen einfach in unseren Stühlen und lassen den Tag wirken.
Die Wochen fliegen vorbei, wie sie das immer tun, wenn man will, dass sie bleiben. Plötzlich ist der letzte Unterrichtstag da. Marta bringt Churros mit und Liam hält eine kurze Rede auf Spanisch, die zu 50 % aus Gesten besteht, aber trotzdem alle rührt. Meine Spanischkenntnisse? Nennen wir’s: Überlebensfähig mit Charme. Was bleibt? So vieles. Der Geruch von Tapas in der Abendluft. Martas Stimme, die sagt: „No tengas miedo. Habla.“. Und der Geschmack von „Bullit de Peix“, den ich wahrscheinlich nie aussprechen kann. Und das ist vielleicht die grösste Lektion: ich kann Fehler machen – ohne rot zu werden. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, sich zu trauen. Ich fliege zurück mit einem schwer verliebten Herzen. Ibiza, du warst genau richtig.
Tags: Erwachsene, Ibiza, Instituto de Idiomas Ibiza, Spanien, Spanisch
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