Sprachaufenthalt San Sebastián Erfahrungsbericht von Sabrina
Erfahrungsbericht
November, 2024 | Sabrina
Irgendwann sass ich da und starrte auf meine App. "Ernsthaft? Das soll Spanischlernen sein? Warum nicht einfach den Koffer packen?" Gesagt, getan! Ziel: San Sebastián. Der Tag meiner Abreise war ein Feuerwerk der Gefühle. Ich war aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
In Bilbao angekommen, steige ich in den Bus nach San Sebastián. Die Landschaft? Atemberaubend! Grüne Hügel, das Meer, das in der Sonne glitzert, und kleine Dörfer, die wie bunte Bonbons aussehen. Meine Gastmutter Maria begrüsst mich so herzlich, dass ich kurz denke, wir kennen uns schon ewig. Sie umarmt mich, als wäre ich ihre lang vermisste Nichte. "Okay, das läuft besser als erwartet." Ihr Haus - eine Mischung aus gemütlich und chaotisch, mit bunten Kissen, Familienfotos und einer Katze namens Pepa, die mich skeptisch mustert. Mein Zimmer? Klein, aber charmant. Ein Fenster mit Blick auf… nun ja, Nachbars Wäscheleine. Authentisch eben. Und am Abend kocht Maria "Bacalao al Pil-Pil" – ein Kabeljaugericht, das besser schmeckt, als es klingt. Wir unterhalten uns mit einer wilden Mischung aus Spanisch, Englisch und Hände wedeln.
Noch leicht benebelt stolpere ich aus dem Haus und mache mich auf den Weg zur Sprachschule. Um mich herum das Summen von Gesprächen und das energische Klackern von Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster. In der Lacunza International House wimmelt es von Schülern aus allen Ecken der Welt. Carmen, unsere Lehrerin, ist ein lebendiger Tornado. Sie betritt den Raum mit der Überzeugung eines Rockstars vor ausverkauftem Publikum. "¡Buenos días a todos!" – als hätten wir alle nur auf diesen Moment gewartet (Spoiler: Haben wir nicht, aber jetzt sind wir wach!). Emily aus London hat diesen charmanten britischen Akzent, der selbst das simple "gracias" so klingen lässt, als würde sie gerade höflich ein königliches Teegebäck ablehnen. Antoine spricht Spanisch mit einer nonchalanten, französischen Eleganz – nach jedem zweiten Wort ein Schulterzucken, als wäre es ihm gerade im Vorbeigehen eingefallen. Und dann ist da noch Jake aus Texas, der den ganzen Raum zum Lachen bringt. Der Unterricht ist eine Achterbahnfahrt: Vokabeln fliegen durch den Raum und Grammatikregeln prallen auf mein Gehirn wie Pingpongbälle. Wir spielten Rollenspiele. Wie kleine Theaterstücke – ich bin eine überdrehte Touristin, die verzweifelt nach dem Weg zum Strand fragt. Mein Spanisch ist Kauderwelsch, aber die Gestik passt. Zwischendurch erwische ich mich dabei, wie ich denke: "Oh wow, ich verstehe tatsächlich, was sie sagen!" Sekunden später: "Oder… auch nicht." Immer wieder Aha-Momente, gefolgt von Oh-nein-Momenten. Es braucht einfach den Willen, es zu versuchen – und vielleicht ein paar wilde Handbewegungen.
ZURRIOLA – WO DIE SCHÖNSTEN WELLEN ÜBER DEN SANDBÄNKEN BRECHEN
Der Zurriola Strand ist ein Paradies für Surfer und solche, die es gerne wären. Ich kenne das Gefühl, ein Surfbrett zu bändigen, schliesslich habe ich schon ein paar Wellen gezähmt. Aber Zurriola? Das ist eine ganz andere Liga. Der Blick aufs Meer ist ein visuelles Feuerwerk: azurblaues Wasser, Wellen, die in der Sonne glitzern, und Surfer, die mühelos auf ihren Brettern tanzen. Ich spüre die salzige Gischt in der Luft. Die Sonne brennt mir auf die Schultern und der warme Sand kitzelt meine Zehen. Im Wasser fühlt sich alles gleichzeitig vertraut und aufregend neu an. Die erste Welle rollt heran. Ich paddele, spüre das Adrenalin, stehe auf… und – zack – lande ich spektakulär im Wasser. Ein perfekter Salto, Salzwasser in der Nase, Haare überall. Also zurück aufs Brett, diesmal mit einer Extraportion Entschlossenheit. Und siehe da – der zweite Versuch klappt! Ich stehe tatsächlich auf dem Brett und reite die Welle. Der Wind peitscht mir ins Gesicht, das Wasser glitzert. "Na also, geht doch!" Das Gefühl? Pures Vergnügen, gemischt mit einer Prise Stolz und Salzwasser in den Augen. Emily bewegt sich elegant auf ihrem Surfbrett. Jake und Antoine sind der Inbegriff von "Fake it till you make it". Sie paddeln wild drauflos, bevor die Welle sie wie nasses Burritos zusammenrollt. Am Ende des Tages sitzen wir erschöpft, aber glücklich im Sand. Es war nicht das perfekte Surfen, aber es war der perfekte Tag.
BASKISCHE KÜCHE
Der von der Sprachschule organisierte Kochkurs verspricht authentische baskische Küche – und ich hoffe heimlich, dass auch meine Kochkünste am Ende etwas authentischer werden. Iñaki – ein charismatischer Baske empfängt und mit einem breiten Grinsen. Wir starten mit "Bacalao a la Vizcaína". Der Kabeljau - schneeweiss - liegt auf dem Tresen wie ein Star auf der Bühne. "Mit Respekt behandeln", erklärt Iñaki. Antoine steht da, als sei er auf der Mission, einen Michelin-Stern zu gewinnen. Wir hacken rote, glänzende Paprika, fast zu schön, um sie zu zerschneiden. Zwiebeln, die uns mit ihrer beissenden Schärfe Tränen in die Augen treiben und Knoblauchzehen. Das Olivenöl duftet fruchtig, fast grün. Alles vermischt sich beim sanften Rösten in der Pfanne und lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der Höhepunkt: Wir sollen „Pintxos“ zaubern – diese kleinen, baskischen Häppchen. Wir arbeiteten mit cremigem Ziegenkäse, Honig, der golden schimmert und gerösteten Walnüssen, deren Aroma perfekt dazu passt. Emily kreiert ein minimalistisches Meisterwerk. Und Jake stapelt alles, was nicht weglaufen kann, auf ein Stück Brot. Als wir endlich probieren, ist es völlig egal, ob die Pintxos aussehen wie aus einem Gourmetmagazin oder eher wie das kreative Chaos nach einem Kindergeburtstag. Sie schmecken köstlich.
ABENDE IN DER ALTSTADT – EIN FEST DER SINNE
Am Abend erwacht die Altstadt von San Sebastián zu einem ganz eigenen Leben. Laternen erleuchten die schmalen Gassen. Gefüllt mit Stimmen, Gelächter und dem verlockenden Duft von gegrilltem Fisch, Knoblauch und frischem Brot. Die Luft ist warm und wir lassen uns treiben. Von Bar zu Bar, ohne Plan, nur geleitet vom Klang der Gespräche und den bunten Schildern. In den Theken türmen sich Pintxos. Überall gibt es kunstvoll angerichtete Köstlichkeiten, die fast zu schön sind, um sie zu essen. Es gibt Variationen mit cremigem Käse, leuchtend roten Paprikastreifen, silbrig glänzenden Sardellen oder hauchdünn geschnittenem Schinken und grünen Oliven. Immer mit einem Spiess fixiert. Der erste Bissen ist wie ein Feuerwerk auf der Zunge – die Kombination aus salzig und würzig, frisch und knusprig ist perfekt. Wir probieren den typischen baskischen Txakoli, einen spritzigen Weisswein. Allein das Einschenken ist ein Schauspiel: Der Kellner hält die Flasche hoch, das Glas tief, und giesst den Wein in einem eleganten Bogen hinein. Mit jedem Glas Txakoli, fühlt sich mein Spanisch flüssiger an. Als wir zurückschlendern sind die Gassen fast leer. Die warme Luft schmöckt salzig. Unsere Schritte hallen auf dem unebenen Kopfsteinpflaster wider und die Laternen werfen Schatten an die Hauswände. In diesem Moment fühlt sich alles genau richtig an. Nicht gross, nicht spektakulär. Einfach nur echt.
Der letzte Tag kommt viel zu schnell. Plötzlich stehe ich da, zwischen halb gepacktem Koffer und einem Kopf voller Erinnerungen. Das Verabschieden von meinen Mitschülern fühlt sich an wie das letzte Kapitel eines Buches, das man eigentlich noch nicht beenden will. Der Abschied von Maria ist bittersüss. Sie steht in der Tür. Wir umarmen uns. Fest. Warm. Ein bisschen unbeholfen. Und obwohl mein Spanisch noch immer nicht perfekt ist, reichen ein paar einfache Worte, ein Lächeln und ein „Gracias por todo“, um alles zu sagen, was wichtig ist.
Was ich mitnehme? Nicht nur Grammatikregeln im Kopf, sondern Erinnerungen im Herzen. Neue Freundschaften und Geschichten, die ich immer wieder erzählen werde. Falls ihr also darüber nachdenkt, einen Sprachaufenthalt zu machen: Tut es! Traut euch. Verlasst eure Komfortzone und springt ins Abenteuer. Oder wie die Spanier sagen: "¡Vive el momento!"
Tags: Erwachsene, Gastfamilie, Lacunza Int. House San Sebastián, San Sebastián, Spanien, Spanisch
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