Sprachaufenthalt Frankreich, Lyon, Panorama

Sprachaufenthalt Lyon Erfahrungsbericht von Elif

Erfahrungsbericht

Mai, 2023 | Elif

«Prochain arrêt: Lyon». Die Stimme der Zugbegleiterin ertönt durch die Sprechanlage. Die Nervosität steigt. Hier muss ich raus. So viel verstehe ich noch. Bis jetzt bin ich mit meinem Schulfranzösisch gut durchgekommen. Bei der Ticketkontrolle und beim Bestellen eines Kaffees im Speisewagen musste ich aber auch noch keine längeren Unterhaltungen führen. Die grosse Hürde steht mir noch bevor, wenn ich auf meine Gastmutter treffe. Sie holt mich am Bahnhof ab. Etwas unsicher verlasse ich das Bahnhofsgebäude zum vereinbarten Treffpunkt. Gespannt auf das bevorstehende Abenteuer.

Nur zwei Küsschen

Schon von Weitem sehe ich mir jemand zuwinken. Es scheint, als sähe man mir die Sprachstudentin an. Nicole begrüsst mich freundlich. «Comme les Français» mit Küsschen auf die Wange. Zwei. Ich erwarte drei und halte die Wange hin. Nicole lacht sympathisch und meint, die Franzosen gäben nur zwei. Mein kleiner Faux-Pas lockert die Stimmung. Meine Nervosität legt sich.

Typisch französisch kurven wir in einem alten Renault Twingo durch die Gassen von Lyon. Nicole plaudert fröhlich drauf los. Das kann sie gut. Sie weiss einiges zu erzählen. Ich versuche zu folgen. Zu Beginn habe ich noch etwas Mühe. Von Woche zu Woche geht’s aber besser und die Unterhaltungen werden angeregter. Wenn’s so weiter geht, sollte der mündliche Teil meiner DELF Sprachdiplomprüfung kein Problem sein.

Sprachaufenthalt Frankreich, Lyon, Boabag

Elif ist bereit für ihr Abenteuer in Lyon.

Effizientes Lernen in familiärer Atmosphäre

Dafür bin ich in Lyon. Das DELF-Diplom. An der Alpadia Language School bereite ich mich auf die Prüfung vor. Die Sprachschule ist klein und übersichtlich. In familiärer Atmosphäre wird gelernt, was das Zeug hält. Täglich lerne ich neue Wörter und Eigenheiten der Sprache. Die Franzosen sind Meister, wenn es um Abkürzungen beim Sprechen geht. So wird aus «je ne sais pas» (ich weiss nicht) ein kurzes «j’ai pas».

Wie schon zur Schulzeit beisse ich mir an manchen Zeitformen beinahe die Zähne aus. Immer wieder verwende ich das «Passé Composé», wenn ich das «Imparfait» benutzen sollte. Sandrine, meine Lehrerin, ist sehr geduldig und gibt gerne Tipps, wie wir dies mit den Zeitformen hinkriegen.

In den Nachmittagslektionen werde ich gezielt auf die DELF-Prüfung vorbereitet. Hör- und Leseverständnis und Konversation gehören zum Inhalt. Genau wie die verschiedenen Textformen und wie wir unsere Texte aufwerten. Mit «Premierement», «Tout d’abord» oder auch «Ensuite» klingt mein Geschriebenes schon viel professioneller.

Die Stunden sind intensiv. Und doch gibt’s immer Zeit für lockere Sprüche oder mal eine Unterhaltung über Privates. Dennoch bin ich froh, um jede Pause. Diese verbringe ich gerne in der schuleigenen Cafeteria. Bei einem Kaffee plane ich mit meinen Klassenfreunden unsere Freizeit. Diese kommt trotz Unterricht nicht zu kurz.

Sprachaufenthalt Frankreich, Lyon, Alpadia Lyon, Lektion

Der perfekte Mix aus seriösem Lernen und einer prise Humor.

Geheimgänge, Streetart und Velofahren in Lyon

Lyon als drittgrösste Stadt Frankreichs bietet genug, um diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Sich in Lyon zu langweilen ist unmöglich. Meine Highlights der Stadt:

Traboules. Versteckte Passagen und Verbindungswege zwischen Häusern. Von der Strasse aus kaum erkennbar. Es sind zwar keine Geheimgänge, man fühlt sich aber beim Durchgehen ein wenig wie auf einer geheimen Mission. Erkennen tut man die Passagen an offenen Hauseingängen. Aber Vorsicht! Man steht auch schnell in einem privaten Hauseingang. Mein Tipp: lass dir von einem Einheimischen die Passagen zeigen oder buche bei der Sprachschule eine Tour. Im Touristenoffice gibt es Karten. Die liegen aber nicht einfach auf. Man muss danach fragen.

In vielen Grossstädten gibt es Wandmalereien zu bestaunen. Lyon hat mich aber sehr überrascht. Nicht nur einzelne Bilder oder Graffitis. Ganze Hauswände sind bemalt. Man sollte sich unbedingt Zeit lassen. Bei längerem Hinschauen entdecke ich viele kleine überraschende Details.

Lyon by Bike. Velo’V ist das Bikesharing App von Lyon. Die Leihstationen sind überall in der Stadt zu finden. Ob in den Parc de la Tête d’Or, zum Kaffee mit Freunden oder zum After-School-Drink. Das Velo ist mein ständiger Begleiter.

Sprachaufenthalt Frankreich, Lyon, Stadt

Die Traboules führen durch malerische Innenhöfe.

Schnecken lieber im Garten als im Teller

Neben der Sprache lerne ich in Lyon auch die Kulinarik Frankreichs kennen. In den traditionellen Bouchons kann man so einiges probieren. Mit den rot-weiss-karierten Tischdecken wirkt alles, wie wir es in der Schweiz sagen würden, wie in einer «Beiz». Das Essen ist aber sehr hochwertig und die Speisekarte gefüllt mit Spezialitäten wie Froschschenkel, Schnecken und Gänseleber. Klingt nicht besonders verlockend. Aber ein Versuch wert. Ich rate jedem, der nicht sicher ist, in einer Gruppe zu gehen und von allem etwas zu bestellen. So kann man alles probieren. Und ja. Eher gewöhnungsbedürftig. Froschschenkel sind gar nicht mal so schlecht. Schnecken habe ich aber doch lieber im Garten als in meinem Mund. Da ist die Konsistenz einfach zu komisch. Die Erfahrung ist es aber wert.

Eine herzliche Umarmung zum Abschied

Abends erzähle ich Nicole von meinen Erlebnissen. Wir sitzen nach dem Essen oft bei einem Glas Wein am Tisch und unterhalten uns. Mir fällt auf, dass nicht nur die Unterhaltungen fliessender werden. Auch muss ich mir nicht mehr überlegen, wann ich welche Zeitform anwende. Das kommt von allein.

Nach acht Wochen heisst es «au revoir Lyon». Die DELF-Prüfung habe ich absolviert. Mein Gefühl ist gut. Besonders der mündliche Teil ist wie geahnt sehr gut gelaufen. Die Ergebnisse erhalte ich erst nach ein paar Wochen.

Am Bahnhof verabschiede ich mich, den Tränen nahe, von Nicole. Die Küsschen Thematik vom ersten Tag ist vergessen. Zum Abschied gibt es eine herzliche Umarmung.

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