Séjour linguistique, Japon, Tokyo, Ville Mt. Fuji

Séjour linguistique Tokyo Témoignage de Cristina

Témoignage

décembre, 2024 | Cristina

Ein sanfter Ruck. Der Flieger setzt auf. Wir sind offiziell in Tokio. Mein erster Gedanke: „Gut, jetzt wird’s chaotisch.“ Aber Pustekuchen. Innerhalb von 30 Minuten haben wir eine japanische SIM-Karte in unsere Telefone gestopft, Geld gewechselt, Bahntickets nach Kyoto organisiert und den SUICA-Pass für den Stadtverkehr gekauft. Kein Gedränge, keine genervten Reisenden. Alle laufen in geraden Linien. Die Durchsagen sind höflich und leise. Überall leuchten Monitore mit kristallklaren Anzeigen. Selbst jemand, der kein Wort Japanisch kann, versteht dank der Piktogramme, wo’s langgeht.

Séjour linguistique, Japon, Tokyo, Ville Mt. Fuji

Blick auf Tokio und den Fuji

SHINJUKU STATION - 52 GLEISE UND 200 EIN- UND AUSGÄNGE

Unzählige blinkende Monitore, die Züge ankündigen. Die Shinjuku Station ist nicht nur einfach ein Bahnhof. Sie ist ein Mikrokosmos aus Menschen, die in alle Richtungen eilen. Rolltreppen wie endlose Flüsse und Schilder, die in drei Sprachen anzeigen, dass wir uns trotzdem verlaufen werden. „Warum sieht hier alles gleichzeitig hektisch und perfekt organisiert aus?“ Wir beschliessen, einen kurzen Abstecher zur Boa Lingua Sprachschule Genki Tokio zu machen. Nicht, weil wir plötzlich fliessend Japanisch lernen wollen – dafür hätten wir mehr als einen Nachmittag gebraucht – sondern weil wir neugierig sind, wie so eine Sprachschule funktioniert. Kaum betreten wir das Foyer, fühlt es sich an, als hätten wir ein japanisches Universum der Ruhe gefunden - Wii Konsole, Game Library, Manga Comic Bibliothek. Der Raum ist erfüllt vom Plaudern der Schüler in verschiedenen Sprachen. Wir dürfen einen Blick in eine Anfängerklasse zu werfen. Die Schriftzeichen auf der Tafel sehen aus wie kleine Kunstwerke. Der Lehrer jongliert zwischen englischen Erklärungen und japanischen Sätzen hin und her. „Das Essen riecht so gut, dass ich fast die Schüssel mitessen möchte“. Die Schüler lachen – eine bunt gemischte Truppe aus allen möglichen Ländern. Die Atmosphäre ist so einladend, dass ich mich fast melde, um „Konnichiwa“ zu sagen. „Cristina, du solltest öfters Orte besuchen, an denen Menschen ihre Komfortzone verlassen. Das hier inspiriert.“

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Sprachunterricht mitten im Stadtteil Shinjuku

GOLDEN GAI: WILLKOMMEN IM DORF DER WINZIGEN BARS

Golden Gai ist eine Ansammlung von kleinen Gassen, die vollgestopft sind mit winzigen Bars. Wenn ich „winzig“ sage, meine ich winzig. Die meisten haben Platz für maximal sechs Leute. Jede Bar hat ihren eigenen Stil: Eine ist voller Neonlichter, eine andere sieht aus wie Omas Wohnzimmer, und eine dritte hat Wände, die komplett mit alten Filmplakaten bedeckt sind. Die Gassen sind kaum breiter als ein Flur, und über uns hängen bunte Lampions. Es fühlt sich an wie ein Filmset. Auf unserem Streifzug stehen wir immer wieder vor Türschildern mit "no foreigners" "no tourists". In manchen Bars sind die wenigen Plätze Stammgästen vorbehalten. Davon solltet ihr euch aber nicht abschrecken lassen. Sobald ihr am Eingang eine englische Karte entdeckt - reingehen. Der Hunger meldet sich und wir stürzen uns in eins der vielen Izakaya Lokale in der legendären Omoide Yokocho Gasse. Hier gibt es alles: Ramen, Yakitori (Hühnchenspiesse), Sushi und Gerichte, deren Namen ich nicht aussprechen kann. Wir entscheiden uns für Okonomiyaki – eine Art herzhafter Pfannkuchen, der direkt vor unseren Augen auf einer heissen Platte zubereitet wird. Der Koch jongliert förmlich mit den Zutaten, während er das Okonomiyaki kunstvoll belegt. Wir fühlen uns wie in einer Live-Kochshow. Dazu probieren wir Sake & Bier.

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Tokio – Izakaya Lokal in der Omoide Yokocho Gasse

SHIBUYA CROSSING: DER HERZSCHLAG JAPANS

Als wir uns Shibuya Crossing näheren, fühle ich mich wie ein winziger Tropfen in einem Ozean aus Menschen. Schon von weitem sehe ich die Ampeln, die wie Dirigenten über das wilde Ballett der Fussgänger herrschen. Die Lichter der riesigen Werbebildschirme flackern über die Kreuzung. Leuchtende Schriftzeichen, animierte Werbungen, riesige Manga-Charaktere: „Komm, kauf das! Mach das! Erlebe das!“ Sobald die Ampeln auf Grün springen, strömen Hunderte – nein, Tausende – gleichzeitig los, ohne dass jemand stolpert, rempelt oder flucht. Ein Wunder an Koordination. „Das sieht aus wie ein Ameisenhaufen, nur eleganter,“ denke ich. Ich sehe Menschen mit leuchtenden Sneakern, Hunde in Designermänteln, einen Typen im Anzug, der auf seinem Handy hektisch Manga liest, während er über die Kreuzung sprintet. Es ist so verrückt und doch so alltäglich. Wir beschliessen, die Kreuzung von oben anzuschauen und nehmen den Aufzug zum Starbucks.

Von hier wirkt alles noch spektakulärer: Für ein paar Sekunden füllt sich die Kreuzung komplett. Dann leert sie sich, nur um wenige Augenblicke später wieder von einem neuen Schwarm überflutet zu werden. Die Lichter der Bildschirme reflektieren sich in den Glasfassaden der Gebäude. Und in der Ferne sehen wir die Hochhäuser von Shibuya. Eine Skyline, die so modern ist, dass ich fast vergesse, wie alt diese Stadt eigentlich ist.

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Shibuya Crossing ist mehr als eine Kreuzung

TEAM LAB TOKIO: EIN ANDERES UNIVERSUM

Schon beim Betreten des Team Lab Borderless spüre ich, dass dies kein gewöhnliches Museum ist. Kein „Bitte nicht anfassen“, keine verwirrenden Texttafeln – stattdessen: Dunkelheit, Licht, Farbe, Bewegung. Es fühlt sich an, als würden wir in eine andere Dimension eintreten. Lichtpunkte tanzen über die Wände. Sie reagieren auf meine Bewegungen – als würde ich mit einem unsichtbaren Pinsel malen. Plötzlich wachsen Blumen um mich herum. Schimmernd. Fast lebendig. Sie verschwinden, wenn ich sie berühre, und machen Platz für Neue. Dann fliesst ein digitaler Wasserfall die Wände hinunter. Die Tropfen scheinen meine Füsse zu umspülen. So real, dass ich mich fast umdrehe, um meine Schuhe zu retten. „Wenn ich das jemandem erkläre, wird er denken, ich hätte LSD genommen.“

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Team Lab Museum - ein Ort, der die Grenzen von Realität und Fantasie sprengt

REGENBOGEN-ZUCKERWATTE: DIE DEFINITION VON HARAJUKU

Harajuku ist ein Viertel, das die Grenze zwischen Realität und Märchen verschwimmen lässt. Die berühmte Takeshita-dōri ist wie ein regenbogenfarbener Tornado aus Shops, Menschen und Geräuschen. Hier pulsiert das Leben, und es schreit: „Schau mich an, probier mich aus, sei verrückt!“ Von quietschpink bis neonblau – die Läden verkaufen alles, was das schrille Herz begehrt: Kawaii-Accessoires, Manga-Figuren, Kleidung in Regenbogenfarben. Süsse Düfte von Crêpes, Zuckerwatte und frisch gebratenem Street Food vermischen sich in der Luft. „Ich muss alles probieren – und zwar jetzt.“ Also stellen wir uns in die längste Schlange, bis wir unsere Crêpes in der Hand halten – gefüllt mit Erdbeeren, Sahne und Matcha-Eis. Die Kombination aus warmem Teig und kalter Füllung ist göttlich. Ein Stand mit riesiger Regenbogen-Zuckerwatte zieht mich magisch an. Ich halte die überdimensionale Wolke in meinen Händen und versuche, ein Stück abzubrechen, ohne das Kunstwerk komplett zu zerstören. Junge Leute in extravaganten Manga- und Anime-Kostümen kommen uns entgegen. Ein Mädchen in einem Sailor-Moon-Kostüm posiert für Fotos. Und ein Typ im Samurai-Outfit mit blau gefärbten Haaren geht lässig an mir vorbei, als wäre das sein Alltagslook. Es ist ein Gefühl von völliger Akzeptanz – niemand wird angestarrt. Jeder kann sein, wer oder was er will. Ein Café mit Mini-Schweinen? Natürlich muss ich da rein. Die Schweinchen laufen frei herum. Ich sitze auf einem Kissen, während sie neugierig an mir schnüffeln. Ich streichele ein Dutzend Mini-Schweine. „Ist das wirklich real?“

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Tierkaffee mit Schweinen in Harajuku

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Japanese Pancakes in der Takeshita Street

EIN ZUG WIE AUS DER ZUKUNFT

Menschen bewegen sich zielgerichtet wie Figuren in einem Strategiespiel. Alles ist sauber …und ruhig. Kein hektisches Rennen, kein Gedränge. Und da steht er: der Shinkansen. In fünf Minuten sind alle an Bord und der Zug setzt sich wie von Geisterhand sanft in Bewegung. Kein Ruckeln, kein Holpern – nur ein sanftes Surren. Zuerst zieht Tokio an uns vorbei. Wolkenkratzer, Werbetafeln, Strassenlabyrinthe – und plötzlich ist es weg. Die Landschaft öffnet sich. Vor uns liegen Reisfelder, grüne Hügel und kleine Dörfer mit traditionellen Holzhäusern. In der Ferne thront der Mount Fuji. Ich halte meinen Atem an. Der schneebedeckte Gipfel sieht aus wie aus einer Postkarte. Mir wird bewusst, wie schnell wir sind. 300 km/h. Der Zug schneidet sich durch die Landschaft wie ein Messer. Ich schaue aus dem Fenster. „Wir fahren schneller als ein Flugzeug beim Start.“ Die Reise endet viel zu schnell. Als wir den Bahnhof von Kyoto erreichen, habe ich das Gefühl, ich könnte ewig weiterfahren.

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Kyoto - Junge Japanerinnen im Kimono

KYOTO - 17 UNESCO-WELTERBESTÄTTEN, 400 SHINTŌ-SCHREINEN, 1600 TEMPEL

Der Fushimi Inari-Taisha Schrein ist ein Ort, den ich in unzähligen Bildern gesehen habe, aber nichts bereitet dich auf die wahre Schönheit vor. Die berühmten Torii – leuchtend rote Bögen – ziehen sich wie ein endloser Tunnel den Berg hinauf. „Wie viele Tore sind das? Tausend? Zehntausend?“ Obwohl Touristen um uns herum sind, strahlt der Ort eine erhabene Stille aus. Überall hängen kleine Holztafeln mit Wünschen und Gebeten – Glück, Liebe, Gesundheit. Nächster Halt: Bamboo Forest. Schon beim Betreten des Waldes fühle ich mich, als würde ich eine Schwelle überschreiten – von der Realität in eine Welt, in der alles harmonisch und zeitlos ist. Riesige, schlanke Bambusstäbe. Der Wind lässt die Blätter leise rascheln. Die Sonne bricht durch das grüne Dach und wirft zarte Schatten auf den Weg.

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Kyoto - Fushimi Inari-Taisha Schrein

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Kyoto - Bamboo Forrest

AUF DEM NISHIKI MARKET GILT: DER NASE NACH!

Der Nishiki Market schlängelt sich durch die engen Strassen von Kyoto. Es scheint, als hätte jemand alle Geschmacksrichtungen Japans unter ein Dach gepackt. Ein Stand reiht sich an den nächsten, und überall locken Köstlichkeiten, die förmlich danach schreien, probiert zu werden: Glänzend roter Fisch, grüne Matcha-Süssigkeiten, goldbraune Yakitori-Spiesse – jede Ecke ist ein Foto wert. Der Duft von gegrilltem Fisch zieht uns magisch an. Wir probieren gegrillten Aal – zart, rauchig, mit einer süssen Sojasauce glasiert. Der Geschmack ist so intensiv, dass ich die Augen schliesse, um ihn richtig zu geniessen. Frisch, mariniert oder getrocknet – die Auswahl an Meeresfrüchten und Seetang ist so gross, dass wir uns kaum entscheiden können. Und dann die süssen Verführungen: Von fluffigen Matcha-Küchlein bis zum Teekonfekt Wagashi - fast zu schön, um es zu essen. Wir entdecken Kochgeschirr und Küchenutensilien …und die gesamte Palette japanischer Gewürze. Das wohl ungewöhnlichste Angebot: Vanilleeis, das mit Shichimi, der berühmten japanischen Gewürzmischung, bestreut ist. Der erste Löffel ist... seltsam. Aber nach ein paar Sekunden entfaltet sich die Mischung aus süssem Eis und scharfem, würzigem Shichimi, und wir sind begeistert – warum nicht?

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Nishiki Market - Ein Festival für den Gaumen. Man isst im Stehen oder auf kleinen Hockern am Stand

Unsere Reise nach Japan war eine Explosion der Sinne. Eine Reise in eine Welt, die so anders und doch so einladend ist. Japan, du bist verrückt – und wir lieben dich dafür. Vielleicht seid ihr jetzt inspiriert, dieses Abenteuer selbst zu erleben. Und wenn ihr ein Schweine-Café besucht, denkt an mich!

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