Séjour linguistique Guadeloupe Témoignage de Corinne
Témoignage
novembre, 2024 | Corinne
Ich klebe förmlich am Fenster. Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken und tauchen das Meer in ein schimmerndes Blau. Kleine Inseln liegen verstreut im Ozean, wie grüne Smaragde auf einem azurblauen Teppich. Palmen, überall Palmen, und das Meer funkelt so einladend, dass ich direkt hineinspringen könnte. Das hier ist wirklich die Karibik! Ein Mix aus Freude und einem Hauch von Nervosität durchzieht mich. Ich frage mich, ob ich nicht doch noch mal ein paar Vokabeln hätte nachschlagen sollen. Egal. Ich bin bereit für diesen Inseltraum.
AUS NERVOSITÄT WIRD NEUGIER
Ich stehe vor einem Taxi, das genauso bunt ist wie die Umgebung. Jean-Paul, mein Fahrer ist ein älterer Herr mit einem Lächeln, das von Ohr zu Ohr reicht. „Salut! Corinne, c’est ça?“ fragt er fröhlich, Sein Französisch ist wie ein Wasserfall – Worte strömen aus ihm heraus, in einem Tempo, bei dem ich Mühe habe, überhaupt irgendetwas zu verstehen. Jean-Paul weicht Schlaglöchern aus und nutzt die Hupe nicht nur als Warnsignal, sondern als eine Art Kommunikationsmittel. Kurz hupen, wenn man vorbeifährt, lang hupen, wenn jemand im Weg steht, und doppelt hupen für ein freundliches „Salut!“ Im Radio läuft eine Musik, die ich kaum einordnen kann – eine Mischung aus Reggae und afrikanischen Rhythmen. Jean-Paul singt mit, und plötzlich merke ich, wie sich meine Nervosität in ein Gefühl von Neugier verwandelt. Ich bin auf Guadeloupe, und das hier ist mein neues Leben, zumindest für die nächsten 4 Wochen.
ANGEKOMMEN IN DER FAMILIE UND AUF DER INSEL
Meine Gastfamilie empfängt mich herzlich. Katy, meine Gastmutter, strahlt. Der Gastvater sieht gemütlich aus, und der achtjährige Sohn mustert mich mit grossen Augen. Ach ja, und die Hunde. Zwei riesige Cane Corso, die aussehen, als könnten sie es kaum erwarten, mich gleich zu begrüssen. Munter plaudern alle drauflos. Irgendwas mit „Guadeloupe“, „Cuisine“ und ich glaube „Rhum“. Der kleine Sohn beginnt Fragen zu stellen. Ich gebe mein Bestes, nicke eifrig und lache an den Stellen, wo ich glaube, dass es passt. Katy präsentiert stolz das Abendessen: Dorade grillée – eine wunderbar gegrillte Dorade – butterweich mit knuspriger Haut. Dazu gibt es Crevettes in Knoblauchbuttersosse, die ich am liebsten bis auf den letzten Tropfen auftunken möchte. Katy lächelt: „Ça, c’est typique!“ „Délicieux!“ antworte ich voller Begeisterung, und meine Gastgeber lächeln anerkennend. Christophine ist eine lokale Gemüsesorte, die einer Mischung aus Kürbis und Zucchini ähnelt und süsslich schmeckt. Dazu hat Marie Igname (Yamswurzel) zubereitet, in dicken, weichgekochten Stücken, die leicht erdig und nussig schmecken. Und – natürlich – Banane Plantain (Kochbananen), gebacken und mit einem Hauch von Gewürzen serviert, die ich nicht ganz identifizieren kann. Eine Prise Zimt? Vielleicht Muskat? Wir lachen und plaudern, und ich fühle mich angekommen, in der Familie und auf der Insel.
FRANZÖSISCH LERNEN DIREKT AM MEER
Ich sitze neben Jacques, meinem Gastvater, im Auto, die Fenster heruntergelassen. Die Morgenluft ist noch frisch. Kleine bunte Häuser reihen sich aneinander wie Perlen auf einer Kette. Türkis, Orange, ein bisschen Violett – als hätte jemand ein Kaleidoskop umgedreht. Am Strassenrand sehe ich Kinder in Schuluniformen. Jacques lässt mich schliesslich am Strassenrand raus und erklärt mir, dass ich die letzten zehn Minuten zu Fuss gehen kann. Ich steige aus und winke ihm nach, während er sich wieder in den Strom der Autos und Mopeds einreiht. Auf meinem Weg kommen mir Locals entgegen. Manche nicken freundlich, andere scheinen ganz in ihrem Alltag versunken zu sein. Ich beobachte die Inselbewohner mit einem Lächeln, beeindruckt davon, wie entspannt sie wirken. Meine Sprachschule, Inter Media Langues Caraïbes, liegt direkt am Meer. „Bonjour, Corinne! Bienvenue!“ Sandra, unsere Lehrerin, schüttelt mir herzlich die Hand. Im Klassenzimmer lerne ich meine Mitschüler kennen: Sarah aus Boston nutzt jede Gelegenheit zum Reden, mit einem amerikanischen Akzent, der charmant durch ihre Französisch-Versuche durchklingt. Max aus Deutschland wägt jedes Wort ab und Javier aus Madrid plaudert einfach drauflos. Mit einer Fröhlichkeit, die ansteckend ist. Er strahlt eine Leichtigkeit aus, die uns alle ermutigt. Selbst Max scheint sich zu entspannen. Sandra schafft es, jeden Fehler mit einem Augenzwinkern als Lernmoment zu gestalten. Ich fühle mich immer wohler, auch wenn ich mal ins Stottern gerate. Wir reden, lachen, stolpern über die falschen Wörter und schwenken manchmal die Hände in alle Richtungen, um uns verständlich zu machen – und irgendwie geht es immer ein Stückchen vorwärts.
UN PEU DE PLUIE, C'EST NORMAL ICI
Am Strand von Le Gosier trifft das glitzernde, türkisfarbene Wasser, auf weissen Sand. Sanfte Wellen rollen ans Ufer, und Palmen wiegen sich im Wind, als würden sie den Rhythmus des Ozeans nachahmen. Um uns herum - Einheimische und andere Reisende. Ich schliesse die Augen, Meeresrauschen mischt sich mit dem Lachen der Strandbesucher. Die Sonne brennt auf der Haut. Die Luft ist salzig. Ich fühle mich so entspannt wie lange nicht. Wir werfen unsere Taschen in den Sand und rennen ins Wasser. Das Meer ist angenehm warm. Hin und wieder weht eine leichte Brise herüber und bringt den Duft von frisch gegrilltem Fisch mit sich, der weiter unten am Strand zubereitet wird. Ich fühle den Sand unter meinen Füssen, warm und weich. Der leichte Schatten vom Sonnenschirm schützt uns gerade genug, um nicht zu verbrennen. Unsere Strandbar ist ein kleines Juwel – ein bunter Verschlag aus Bambus und Treibholz, geschmückt mit Lampions, die im Wind schaukeln, und Tüchern, die von der Decke hängen. Reggae, mischt sich mit französischen Chansons und karibischen Klängen. Sarah wagt sich an einen „Ti’ Punch“, Javier bestellt einen „Mojito“, und ich nehme einen Planteur. Wir stossen an und lachen, als Sarah die Augen weit aufreisst. „Wow, das ist stark!“ Javier grinst: „Bienvenue aux Caraïbes!“ Plötzlich zieht ein kühler Wind auf. Der Himmel wechselt von strahlendem Blau zu einem dramatischen Grau. Und noch bevor wir es realisieren, prasseln dicke, warme Regentropfen auf uns nieder. Der Regenschauer kommt wie ein Wasserfall vom Himmel, so heftig, dass uns das Wasser über die Gesichter läuft, aber keiner scheint sich daran zu stören. Die Einheimischen nehmen es gelassen. „Un peu de pluie, c’est normal ici.“
DAS GEFÜHL, EINFACH DAZU ZU GEHÖREN
Der Bus scheint heute nicht zu fahren. So stehen wir am Strassenrand und winken den vorbeifahrenden Autos. Es dauert nicht lange, bis ein älterer Mann anhält und uns mitnimmt. Pointe-à-Pitre empfängt uns mit einer lebhaften, pulsierenden Atmosphäre. Die Stadt ist voller Menschen. Wir schlendern die Strassen entlang. Überall kleine Geschäfte und Marktstände, eine bunte Mischung aus Souvenirs, handgemachtem Schmuck, Kleidern und Gewürzen. In den Schaufenstern leuchten gelbe und pinke Tuniken, kunstvoll geflochtene Strohhüte und Armbänder aus bunten Muscheln. Es duftet intensiv und exotisch – eine Mischung aus gegrilltem Fisch, frischen Kräutern, Mango und dem süsslichen Geruch von gebratenen Kochbananen, die an jeder Ecke verkauft werden. Dann hören wir Reggae-Musik. Eine Gruppe von Musikern hat ihre Instrumente in einer Seitengasse aufgestellt und beginnt zu spielen. Die Rhythmen schwingen in der warmen Abendluft. Einheimische und Touristen beginnen spontan zu tanzen. In einer Bar nehmen wir einen Ti’ Punch. Ich liebe den intensiven Geschmack aus Rum, Limette und einem Hauch von Zuckerrohr. Stark und unverfälscht. Um uns herum höre ich Französisch und Kreolisch. Die Menschen lachen, reden und wirken so entspannt, dass ich das Gefühl habe, hier einfach dazu zu gehören.
DAS BESTE, WAS ICH JE GEMACHT HABE
Eine riesige Lagune, in der Dutzende winziger Inseln liegen, trennt Basse-Terre im Süden und Grande-Terre im Norden von Guadeloupe. Basse-Terre ist für ihren tropischen Dschungel und die spektakulären Wasserfälle bekannt. Die Landschaft verändert sich, je weiter wir fahren. Schmale Strassen schlängeln sich durch üppiges Grün. Wir parken unser Mietauto und schlagen den Weg zum Wasserfall ein. Rechts und links ein schillerndes Panorama aus bunten Blumen und exotischen Pflanzen – Orchideen, Hibiskus und tropische Farne in allen möglichen Formen. Um uns herum ragen riesige Bäume auf, die Blätter gross und sattgrün, so dicht, dass die Sonne nur gelegentlich kleine Lichtpunkte auf den Boden wirft. Lianen hängen von den Ästen. Blätter rauschen im Wind. Ein kleiner Bach plätschert leise neben dem Weg. Unzählige Insekten summen und zirpen. Die Luft ist schwer und trägt einen intensiven Duft aus Erde und Moos. Vögel singen in schrillen Tönen, und irgendwo in der Ferne hören wir das Rauschen des Wasserfalls. Unsere Stimmen mischen sich mit den Geräuschen des Dschungels. Der Weg zum Wasserfall ist steil. Meine Füsse stolpern über Steine und Wurzeln. Meine Haut ist feucht von der Luft, die so dicht und warm ist, dass ich mich wie in einem Dampfbad fühle. Kleine Tropfen fallen auf meine Arme – wie winzige Perlen. Das Wasser stürzt tosend in den Pool. Winzige Tropfen glitzern in der Luft. Und Sonnenstrahlen brechen sich darin. Drumherum moosbedeckte Felsen. Kleine Schmetterlinge in leuchtendem Blau und Gelb tanzen über die Oberfläche. Ich halte kurz inne, nehme einen tiefen Atemzug und lasse mich ins Wasser fallen. „Das ist das Beste, was ich je gemacht habe!“ ruft Sarah, so dass das Echo zwischen den Felsen widerhallt.
FARBENPRACHT IN TERRE-DE-HAUT
Die Bucht von Les Saintes ist bekannt als eine der schönsten der Welt. Das türkisfarbene Wasser, die vor Anker liegenden Boote und die bunten Häuser, die sich von den Hügeln abheben. Blau, Gelb, Rosa, Lila. Die Fensterläden und Türen in leuchtenden Kontrasten dazu. Tropische Blumen leuchten in der Sonne. Ich kann meinen Blick kaum abwenden. In einem der Bistros am Wasser probieren wir Tourment d’Amour – Kleine Törtchen, aussen knusprig, innen weich mit einer köstlichen Füllung aus Kokosnuss, Banane oder Guave. Die Wände sind in warmen Pastelltönen gestrichen, und überall hängen Muschelgirlanden und bunte Lampions. Wir bestellen Ti’ Punch und lassen uns auf die Bambusstühle fallen, als sich eine Gruppe Einheimischer zu uns gesellt. Isabelle, eine junge Frau, erklärt uns, dass die Menschen hier nicht viel brauchen, um glücklich zu sein. „Hier zählt der Moment“, sagt sie. Lucien erzählt, wie die Musik die Menschen zusammenbringt, egal ob jung oder alt, und wie sie das Leben leichter und fröhlicher macht. „La musique, c’est la vie.“ Wir mieten ein kleines Elektro-Auto. Unsere erste Station ist ein abgelegener Strand, der von Palmen und Felsen gesäumt ist. Der Sand ist weiss und warm unter den Füssen, und das Wasser schimmert in einem fast unwirklichen Türkis. Das Meer umspielt unsere Füsse, als wir am Ufer entlanglaufen. Kleine Fische schwimmen neugierig bis ans Ufer. In den schmalen Gassen von Le Bourg, der kleinen „Inselhauptstadt“, hängen Blumenkästen an den Fenstern. Bougainvilleas in knalligem Rosa und Purpur ranken bis zum Boden. Hinter bunten Holztüren locken Cafés. Die kleinen Geschäfte haben handbemalte Schilder und Souvenirs, die im Wind schaukeln. Wir kaufen ein paar handgemachte Armbänder und Muschelketten. Der Aufstieg zum Fort Napoléon ist steil, doch schon nach wenigen Schritten eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf die Bucht von Les Saintes, Basse-Terre, Marie-Galante, La Désirade und sogar Dominica. Das türkisfarbene Meer glitzert in der Sonne. Die kleinen Boote im Hafen sehen aus wie winzige weisse Tupfen. Die Palmen und das grüne Laub auf den Hügeln leuchten im Sonnenlicht. Das Meer geht nahtlos in den Himmel über.
Ich denke über meine Reise nach, die viel mehr war als nur ein Sprachkurs. Eine Entdeckungsreise, unzählige Augenblicke und Begegnungen, die mich immer begleiten werden. Mein Französisch hat sich deutlich verbessert, nicht nur dank der Sprachschule, sondern vor allem durch das tägliche Leben auf der Insel – mit spontanen Stromausfällen, Bussen, die einfach nicht fuhren oder Platzregen aus heiterem Himmel. In diesen Momenten halfen uns die Inselbewohner mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft und Gelassenheit. Guadeloupe, du hast mich bereichert – „À bientôt!“
Tags: Adultes, Famille d'accueil, Français, Guadeloupe, Inter Media Langues Caraïbes, Le Gosier
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