Séjour linguistique Antibes Témoignage de Fabienne
Témoignage
août, 2024 | Fabienne
Mein Französisch war, gelinde gesagt, miserabel. Die letzte Konversation hatte ich in der elften Klasse geführt. Es war also höchste Zeit, meine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Ausserdem: Wie cool klingt es, wenn man sagen kann, dass man in Südfrankreich Französisch gelernt hat? Richtig cool, genau! Antibes klang nach einer perfekten Mischung aus Lernen und Urlaubsflair. Sonne, Strand und französisches „joie de vivre“ – was will man mehr?
STRÄNDE. PALMEN. AZURBLAUES MEER – ICH GENIESSE JEDE SEKUNDE BIS ZUR LANDUNG
Nach einem angenehm kurzen Flug erreichen wir Nizza. Die Côte d´Azur liegt mir bereits zu Füssen. Yachten. Strände. Palmen. Kreuzfahrtschiffe. Und das unvergleichliche azurblaue Meer – ich geniesse jede Sekunde bis zur Landung. Kaum habe ich das Flughafengebäude verlassen, schlägt mir die warme, mediterrane Luft entgegen – ein willkommener Kontrast zu den kühlen Temperaturen zu Hause. Ein fröhlich winkender Taxifahrer mit einem Schild „Fabienne“ wartet schon auf mich. „Jackpot“, denke ich mir. Pierre ist ein echter Südfranzose: freundlich, gesprächig und bereit, mir sämtliche Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps der Region in rasendem Französisch näherzubringen. Ich nicke eifrig, als würde ich jedes Wort verstehen, während meine Gedanken sich eher darum drehen, wie ich schnellstmöglich an ein kühles Getränk komme. Die Fahrt ist ein Fest für die Sinne. Vorbei an türkisfarbenem Meer, Pinienwäldern und pittoresken Dörfern. Ich kann gar nicht genug bekommen von der Landschaft. „Schau, da ist Cap d'Antibes, sehr berühmt!“ Pierre deutet auf einen besonders malerischen Küstenabschnitt. Ich murmele ein zustimmendes „Oui, très joli“ und versuche dabei nicht allzu dumm auszusehen. Innerlich mache ich bereits Pläne, dort ganze Nachmittage mit Schulfreunden zu verbringen. „Hier ist es so schön! Warum bin ich nicht früher hierhergekommen?“ denke ich mir. Nach 30 Minuten sind wie da. Ein charmantes kleines Haus mit blauen Fensterläden und einem wildromantischen Garten. Pierre hilft mir mit meinem Koffer und wünscht mir viel Glück. Vor der Haustür werde ich plötzlich nervös. Doch bevor ich weiter in Panik verfallen kann, öffnet sich die Tür und ein freundliches Ehepaar begrüsst mich. „Bienvenue, Fabienne!“ rufen sie und umarmen mich herzlich. Ich versuche, meine Nervosität mit einem strahlenden Lächeln zu überdecken. Es scheint zu funktionieren. Jean und Marie, beide Mitte fünfzig, sind offensichtlich genauso gespannt wie ich. Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde, die ich mit einer Mischung aus Aufregung und holprigem Französisch meistere, führt mich Marie ins Haus. Die Wände sind mit Bildern und Andenken aus aller Welt dekoriert. Mit einer hausgemachten Zitronenlimonade setzen wir uns in die Küche. Und während ich mit meinen Gasteltern plaudere, fühle ich mich plötzlich unglaublich glücklich und erleichtert. Ja, mein Französisch ist holprig und ja, ich bin in einer fremden Stadt. Aber die Herzlichkeit und Freundlichkeit der beiden machen alles wett. Ich bin bereit für mein Abenteuer in Antibes.
„VERGESST NICHT, IN FRANKREICH IST DAS 'VOUS' HEILIG!"
Die Sonne scheint bereits kräftig, als ich aus dem Haus trete. Marie ruft mir noch schnell ein „Bonne chance!“ zu. Antibes präsentiert sich mir in all seiner morgendlichen Pracht: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und der Duft von frisch gebackenen Croissants liegt in der Luft. Ein wahrgewordener französischer Traum! Ich folge den Anweisungen von Google Maps, was sich als kniffliger erweist als gedacht. Die freundliche Stimme führt mich direkt in eine Sackgasse. Eine freundliche alte Dame, die ich um Hilfe bitte, redet so schnell auf mich ein, dass ich nur mit einem verzweifelten „Merci!“ flüchte. Schliesslich finde ich den richtigen Weg, was meiner Fähigkeit, Strassenschilder zu entziffern, mehr zu verdanken ist als meiner Orientierung. Das Centre International d’Antibes befindet sich in einer prächtigen südfranzösischen Villa. Im Garten südländische Blumen und schattige Bäume. Meine Mitschüler kommen aus allen Ecken der Welt. Maria aus Argentinien bringt mit ihrem temperamentvollen Spanisch die ganze Klasse zum Lachen. Johan aus Schweden spricht so gut wie kein Wort Französisch. Und Yuki aus Japan zückt bei jeder Gelegenheit ihre Kamera, um die besten Momente festzuhalten. Madame Sophie, unsere Lehrerin, ist eine typische Französin: stilvoll, charmant und mit einer gehörigen Portion Humor ausgestattet. Sie begrüsst uns alle herzlich und beginnt sofort damit, uns das „vous“ und „tu“ zu erklären. „Vergesst nicht, in Frankreich ist das ‘vous’ heilig!“, sagt sie mit einem Grinsen. Ihre Art, uns die Sprache näherzubringen, ist erfrischend und locker – genau das, was ich brauche. Ich lerne schnell, dass Perfektion nicht das Ziel ist – es geht darum, mutig zu sein und einfach zu sprechen. Madame Sophie liebt es, uns in Rollenspiele zu verwickeln. Ich mime eine französische Bäckerin. „Voulez-vous un pain au chocolat?“ frage ich Johan, der nur völlig verwirrt dreinschaut und meint, er hätte lieber ein Bier. Meine Gedanken driften ab. Wie surreal das alles ist – ich sitze hier, in einer Schule in Antibes, umgeben von Menschen aus der ganzen Welt, und versuche, die Feinheiten der französischen Sprache zu meistern. Es fühlt sich ein wenig an wie ein Traum. Der erste Schultag im Centre International d'Antibes ist aufregend, chaotisch und unglaublich bereichernd. Mit einem Lächeln und neu gewonnenem Vertrauen in meine Französischkenntnisse mache ich mich auf den Heimweg – diesmal ohne mich zu verlaufen.
DIE SAFTIGSTEN TOMATEN UND SÜSSESTEN ERDBEEREN
Der Marché Provençal ist unser absoluter Lieblingsort und ein Fest für die Sinne. Sobald man den Platz betritt, wird man von einer Symphonie aus Farben, Düften und Geräuschen empfangen. Es fühlt sich an, als hätte jemand alle Klischees über Frankreich an einem Ort versammelt: Obst- und Gemüsestände, die sich unter der Last der saftigsten Tomaten und süssesten Erdbeeren biegen, Stände mit duftendem Käse, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, kunstvoll aufgetürmte Gewürze und natürlich die unvermeidlichen Lavendelbündel, die in der südfranzösischen Sonne ihren Duft verströmen. Wir lieben es, uns durch die Stände zu schlängeln, kleine Kostproben zu naschen und mit den Händlern ein paar Worte zu wechseln. Auch wenn unser Französisch noch nicht perfekt ist – unsere Bemühungen werden immer mit einem freundlichen Lächeln und einem „C'est bien, continuez!“ belohnt. Oft setzen wir uns in eines der kleinen Strassencafés, trinken Café au Lait und beobachten das bunte Treiben um uns herum. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Locals in aller Ruhe ihren Tag verbringen, während wir versuchen, unser Französisch zu verbessern und ihren Gesprächen lauschen. An freien Nachmittagen zieht es uns auf den Sentier de Tire-poil, einen wunderschönen Weg entlang der Küste von Antibes nach Juan-les-Pins. Vorbei an duftenden Pinienwäldern, über felsige Klippen und hinab zu versteckten Badebuchten. Ich kann kaum fassen, wie klar und türkis das Wasser ist. Johan findet die besten Stellen zum Schnorcheln, während Maria und Yuki uns mit Selfies und Gruppenfotos ständig in Bewegung halten. „Das Licht ist gerade perfekt!“ Und wir werfen uns wieder in Pose.
EIN HAUCH VON GLAMOUR
Die Zugfahrt nach Cannes dauert nur 20 Minuten, doch es fühlt sich an, als würden wir in eine andere Welt eintauchen. Luxuriöse Yachten, teure Sportwagen und elegante Menschen in schicken Outfits. „Ich glaube, ich habe gerade meinen ganzen Jahreslohn in Form einer Handtasche gesehen“, flüstert Maria. Die Palmen, die luxuriösen Boutiquen und die beeindruckenden Hotels entlang der Croisette strahlen eine Atmosphäre aus, die irgendwo zwischen Hollywood und Märchen liegt. „Hier könnte man sich wirklich an das Leben als Filmstar gewöhnen“, denke ich. Wir flanieren vorbei an den ikonischen Hotels wie dem Carlton und dem Martinez. Johan versucht, so nonchalant wie möglich zu wirken. Und natürlich können wir nicht widerstehen und machen ein paar typische Touristenfotos. Maria posiert vor dem Carlton, als wäre sie gerade auf dem Weg zu einer Filmpremiere. Und Johan imitiert lässig die Posen der Models auf den Werbeplakaten. „Das ist definitiv nicht Antibes“, denke ich und kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Wir schlürfen genüsslich unseren Kaffee und geniessen die Aussicht auf das tiefblaue Mittelmeer. Definitiv einer der besten Tage meines Lebens“, sagt Johan, während er genüsslich in sein Crêpe beisst. „Und einer der köstlichsten“, fügte ich hinzu, während ich einen Löffel meiner himmlischen Mousse au Chocolat geniesse. Am Nachmittag besuchen wir das Palais des Festivals, wo jedes Jahr die Stars über den roten Teppich flanieren und schlendern durch die Boutiquen mit ihren funkelnden Auslagen. Yuki findet ein wunderschönes Seidentuch. Und Johan entdeckt einen schicken Hut, den er mit einem breiten Grinsen aufsetzt. Maria und ich probieren ein paar Parfums aus. Wir sind uns einig, dass Cannes uns beeindruckt hat mit seinem Glamour und den schicken Boutiquen, in denen eine Handtasche mehr kostet als unser gesamter Sprachaufenthalt. Aber auch, dass wir uns im gemütlichen Antibes doch etwas wohler fühlen.
Mein letzter Morgen in Antibes. Während ich meinen Koffer packe, kann ich die Tränen kaum zurückhalten – vor Lachen. Wer hätte gedacht, dass man in so wenigen Wochen so viele Souvenirs, Kleidungsstücke und unerklärliche Dinge ansammeln kann? Ein Lavendelkissen, das mehr nach meiner Gastmutter duftet als nach Lavendel. Baguette-Krümel in jeder Tasche und ein erstaunlicher Vorrat an französischem Käse, der es irgendwie in meinen Koffer geschafft hat. Ich fühle mich wie ein emotionaler Tornado. Denke zurück an die kleinen Missgeschicke und grossen Triumphe der letzten Wochen. All die wunderbaren Menschen und Orte, die ich hier kennengelernt habe. Jeder Moment, vom ersten schüchternen Gespräch bis zu den ausgelassenen Abenden. Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und sich dabei auch mal lächerlich zu fühlen. Die Franzosen sind Meister darin, charmant zu sein, selbst wenn sie einen auf die Fehler hinweisen. Au revoir, Antibes – und merci pour tout!
Tags: Adultes, Antibes, Centre International d'Antibes, Français, France
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