Séjour linguistique Paris Témoignage de Nathalie
Témoignage
avril, 2024 | Nathalie
Salut, ich bin Nathalie. Und ich nehme dich mit ans Bayswater College Paris. Warum Paris? Nun, abgesehen von den offensichtlichen Gründen – Kunst, Geschichte, Croissants – gab es da noch diese Vorstellung, durch kopfsteingepflasterte Gassen zu schlendern, französisches Fluchen aus nächster Nähe zu lernen und vielleicht, nur vielleicht, in einem Café zu sitzen und so zu tun, als würde ich an meinem nächsten grossen Roman arbeiten. Nun ja. Schon die Packliste war eine Herausforderung für sich. Wie packt man für eine Stadt, die für ihre Mode bekannt ist, wenn die eigene Garderobe irgendwo zwischen "Ich habe versucht" und "Es war im Angebot" liegt? Die Entscheidung für Paris war tatsächlich so spontan wie die Entscheidung eines Teenagers, die Haare pink zu färben. Es war mutig, es war ein bisschen verrückt, und es versprach, unvergesslich zu werden.
4 STUNDEN UND 4 MINUTEN
Entspannt lehne ich mich zurück und lasse die Landschaft an mir vorbeirauschen. Basel. Mulhouse. Dijon. Unglaublich, wie schnell der TGV in Paris ist: 4 Stunden und 4 Minuten! Oder anders gesagt: Nur 686 Kilometer trennen mich von meinem Ziel, fliessend Französisch zu sprechen. Mein erstes echtes Pariser Erlebnis beginnt im Taxi. Der Taxifahrer, ein Mann mit Schnurrbart, der jede französische Stereotype zu bestätigen scheint, gibt mir eine unaufgeforderte, aber faszinierende Lektion über französische Politik. Ich verstehe zwar nur die Hälfte, nicke aber weise, in der Hoffnung, meine Fassade als weltgewandte Reisende aufrecht zu erhalten. Das charmante Gebäude - so authentisch französisch, dass der Fahrstuhl zu klein ist für mich zusammen mit meinen Koffer. Und meine typisch französischen Gasteltern – charmant und unglaublich gesprächig - empfangen mich mit offenen Armen. Mein erster Tag endet beim gemeinsamen Abendessen in einem kleinen Restaurant, dessen Namen ich nicht aussprechen kann. Ich bestellte das, was ich denke, dass es Hühnchen sei, und bekomme stattdessen etwas serviert, das aussieht wie ein Kunstwerk und schmeckt wie der Himmel auf Erden. In diesem Moment wird mir klar - Frankreichs Reputation für feines Essen ist nicht umsonst weltbekannt, und ich bin bereit, mich durch jedes Gericht zu essen, das mir über den Weg läuft.
IM KLASSENZIMMER LERNST DU THEORIE – GEÜBT WIRD IM ECHTEN LEBEN
Mein erster Tag in der Sprachschule ist eine Mischung aus angenehmer Aufregung und nervöser Anspannung, vergleichbar mit dem ersten Schultag, nur dass alle Schüler erwachsen sind und genauso verloren wirken wie ich. Die Schule liegt in einer herrlich ruhigen Fussgängerzone im Herzen von Paris. Ich mag den bunten Eingangsbereich und die gemütlichen Klassenzimmer. Und wenn die Wände sprechen könnten, wären sie wahrscheinlich erstklassige Französischlehrer. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Konversation – oder wie ich es nenne: das kunstvolle Jonglieren mit Wörtern, von denen ich die Hälfte noch nie gehört habe. Meine Tage haben bald eine angenehme Routine: morgens Sprachunterricht, nachmittags Hausaufgaben in einem der vielen Cafés und abends die Stadt erkunden. Jeden Tag neue Möglichkeiten, mein Französisch zu testen und zu verbessern.
Joel ist ein Franzose wie aus dem Bilderbuch: charmant und gesellig. Er hat ein gutes Gespür für uns Schüler und merkt sofort, wenn ich im Unterricht eine Zusatzerklärung brauche. Meist muss ich gar nicht nachfragen. Speziell bei der Grammatik kann er meinen zweifelhaften Gesichtsausdruck ohne Worte deuten. Als ich durch das Freizeitprogramm der Schule scrolle, leuchten meine Augen vor Freude. Weindegustation? Make-up-Kurs? «Theater-Workshop», Joel tippt zielsicher auf mein Tablet. Er scrollt weiter: Ausflug zum Schloss Versailles, Filmabend, Geschichte-Workshop. «Möchtest du dein eigenes Parfum kreieren?» fragt er in seinem noblen Französisch, das wie Musik in meinen Ohren klingt. Pardon? Selbstverständlich möchte ich das! Ein paar Mausklicks später steht mein Programm für die nächsten zwei Wochen. Als ich Joel frage, wo da noch Zeit zum Lernen bleibt, grinst er verschmitzt: «Sprache lernt man beim Sprechen!». Und das stimmt. Im Klassenzimmer lernst du die Theorie. Geübt wird im echten Leben. Nur wenige Tage später plaudere ich mit dem Führer im Louvre. Und dufte nach «Nathalie N°5», meiner eigenen Parfumkreation à la Coco Chanel.
MAN „GEHT“ NICHT DURCH PARIS – SONDERN LÄSST SICH TREIBEN
Von meiner Gastmutter Cécile habe ich gelernt, dass man nicht durch Paris „geht“, sondern schlendert. Man lässt sich treiben. Paris ohne seine ikonischen Sehenswürdigkeiten zu erleben, wäre wie ein Croissant ohne Butter – undenkbar! Der Eiffelturm, der majestätisch in den Himmel ragt, bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick über die Stadt, sondern ist auch die perfekte Kulisse für das unvermeidliche, leicht klischeehafte, aber absolut notwendige Touristenfoto. Der Louvre, ein Labyrinth voller Kunstwerke, zieht mich mit der Mona Lisa in seinen Bann. Sie ist kleiner als man denkt, aber mit einem Lächeln, das tatsächlich jeden Raum erhellt. Und Notre-Dame, obwohl im Wiederaufbau, steht stolz und erhaben, ein stummes Zeugnis der Geschichte dieser Stadt.
Ich streife durch nostalgische Plattenläden und bestaune die bunten Cover. Mein Lieblingsplatz ist eine Buchhandlung direkt neben meiner Schule, die bis unter die Decke mit alten Bildbänden vollgestapelt ist. Dort duftet es herrlich nach Vergangenem. Nach meinen Streifzügen treffe ich mich oft mit Natsuko, meiner japanischen Schulfreundin. Wir trinken einen Apéro im Bistro und essen Zwiebelsuppe wie die Franzosen. „Santé!“ Mal ehrlich, meine Aussprache ist zwar noch nicht perfekt, aber sie klingt schon wesentlich melodiöser. Gestern hat mich übrigens eine ältere Dame nach der Uhrzeit gefragt und erst beim Smalltalk bemerkt, dass ich keine echte „Parisienne“ bin. Vermutlich haben meine Augen vor Stolz heller gefunkelt als der Eiffelturm bei Nacht.
DIE KUNST DER FRANZÖSISCHEN KÜCHE
Mein kulinarisches Abenteuer in Paris gleicht einer Liebesgeschichte. Vom ersten Bissen in ein perfekt gebackenes Croissant, das aussen knusprig und innen himmlisch weich ist, bis hin zu den letzten Krümeln eines opulenten, schmelzenden Chocolat Fondant – jedes Gericht ist ein Gedicht. Paris lehrt mich, dass Essen nicht nur Nahrung ist, sondern ein Lebensgefühl. In kleinen Bistros finde ich die wahren Schätze der französischen Küche: Boeuf Bourguignon, der auf der Zunge zergeht, Coq au Vin und natürlich Escargots. Ein besonderer Moment ist mein erstes echtes Ratatouille in einem winzigen Restaurant, das sich versteckt, als hätte es Angst, von zu vielen Touristen entdeckt zu werden. Und dann gibt es da noch die köstlichen Crêpes, gefüllt mit allem, von Nutella bis hin zu Schinken und Käse. Glück ist tatsächlich essbar.
SACRE-COEUR – DIE 300 STUFEN AUF DEN HÜGEL IN MONTMARTRE LOHNEN SICH
300 Stufen – doch jeder einzelne Tritt zur Kuppel der berühmten Kirche Sacré-Cœur hat sich gelohnt. Lachend wische ich mir den Schweiss von der Stirn und grinse in die Kamera. Natsuko, Joel, Cécile und Jean müssen auch aufs Selfie. Und natürlich der Eiffelturm in weiter Ferne. Wir stehen auf dem Hügel Montmartre und geniessen die atemberaubende Aussicht. Ein warmer Wind streift durch mein Haar und mich erfüllt eine innere Zufriedenheit. Es ist die Abschiedstour meiner Sprachreise und Jean führt uns als Local durch das reizende Künstlerviertel. Alle meine Freunde sind dabei, das macht mich besonders glücklich. Als wir wenig später auf der Wiese unter der Wallfahrtskirche sitzen und bei Sonnenuntergang am kühlen Rosé nippen, drückt mir Cécile ein Abschiedsgeschenk in die Hand. Das bekannte Büchlein „Der Kleine Prinz“ in der französischen Originalversion. Auf der Heimreise fühle ich eine Mischung aus Dankbarkeit und Wehmut. Dankbarkeit für alles, was ich erlebt habe, und Wehmut, weil ich einen Teil meines Herzens in dieser Stadt zurücklasse. Aber ich weiss, dass ich eines Tages zurückkehren werde.
Danke, dass du meinen Sprachreiseblog gelesen hast. Vielleicht liebäugelst du jetzt auch damit, französisch in Paris zu lernen. Ja, manchmal liegt das Glück nur 4 Stunden und 4 Minuten entfernt!
Tags: Adultes, Bayswater College Paris, Famille d'accueil, Français, France, Paris
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