Séjour linguistique Medellín Témoignage de Leonie
Témoignage
octobre, 2024 | Leonie
Spanisch lernen in Kolumbien. Es fängt ja immer harmlos an, oder? Da bucht man einen Flug, packt seinen Koffer (viel zu spät, versteht sich), verabschiedet sich von Freunden und Familie und macht sich auf den Weg.
BUNTE HÄUSER, UNZÄHLIGE LICHTER UND MENSCHEN, DIE ALLES MÖGLICHE VERKAUFEN
Kolumbien. Anflug auf den Aeropuerto Rionegro. Ein riesiger leuchtender Teppich breitet sich über das Tal und die angrenzenden Hügel aus. Nach gefühlten 100 Stunden lande ich in Medellín, während mein Kopf noch irgendwo über dem Atlantik hängt. Ich schleppe mich durch den Flughafen. Der erste Eindruck? Feucht. Heiss. Und aufregend. Die Taxifahrt zu meiner Gastfamilie ist eine Mischung aus Formel 1 und „Fast & Furious“. Mein Taxifahrer heisst Carlos. Er dreht das Radio auf volle Lautstärke. Reggaeton. Während ich versuche, mein rudimentäres Spanisch aus dem Gedächtnis zu kramen, rast er durch die Strassen, als hätte er einen wichtigen Termin – oder eine Verfolgungsjagd. Mein Blick klebt an der Karte, die jedoch nur sporadisch mit dem übereinstimmt, was ich draussen sehe. Motorräder, Busse und Autos in einem bunten Chaos. Jeder Zentimeter der Strasse scheint hart umkämpft zu sein. Verkehrsregeln? Gibt es nur in der Theorie. Medellín präsentiert sich als ein lebendiges Durcheinander aus bunten Häusern, staubigen Strassen und Menschen, die alles Mögliche verkaufen – von Früchten über Handyhüllen bis hin zu… ja, ich glaube, es war eine Matratze. Nach unendlich vielen Kurven und mindestens drei roten Ampeln schafft es Carlos tatsächlich, mich sicher ans Ziel zu bringen. Medellín erstreckt sich unter mir, voller Lichter und Geräusche. Genau das habe ich gesucht, oder? Ana María, meine Gastmutter, begrüsst mich mit einer Mischung aus Küssen auf die Wange und „¿Cómo estás?“. Ich fühle mich wie der lang verschollene Verwandte, der nach 30 Jahren endlich wieder nach Hause kommt. „¿Hablas español?“ fragt sie strahlend. Meine Antwort? Ein nervöses Lachen und der Versuch, zu erklären, dass ich hier bin, um Spanisch zu lernen. „Ohhh, entonces vas a aprender mucho rápido.“ Na, das hoffe ich doch, denke ich, während sie mir mein Zimmer zeigt. Klein. Gemütlich. Mit einem Bett, das aussieht, als wäre es für jemanden 20 Zentimeter kleiner als ich. Egal – alles ist charmant und definitiv authentisch.
STEILE STRASSEN UND NEUE FREUNDE
Meine Sprachschule, das Centro Catalina Medellín, liegt irgendwo im hippen Viertel Poblado. 15 Minuten Fussweg, sagt Google Maps. „Das schaffe ich locker“, denke ich. Doch von wegen. Poblado ist voller Hügel. Und nicht irgendwelche sanften Anstiege. Sogar die flachen Strassen scheinen irgendwie steil zu enden. Schnaufend erklimme ich einen Hügel nach dem anderen. Die Menschen um mich herum scheinen den steilen Spaziergang problemlos zu meistern. Eine ältere Dame mit Einkaufskorb huscht an mir vorbei. „Wie machen die das bloss?“, fragte ich mich, während meine Beine sich langsam in Pudding verwandeln. Nach 20 Minuten stehe ich vor dem Centro Catalina – eine wahre Oase der Ruhe nach dem morgendlichen Workout. Ein kolonial anmutendes Gebäude. Auf der Terrasse sitzen ein paar Schüler, die ihren ersten Kaffee trinken. Unsere Lehrerin heisst Marta. Eins redseliges, fröhliches Energiebündel. „Hoy vamos a hablar solo en español,“ Nur Spanisch? Ja klar, warum nicht. Das wird ein Spass! Marta führt uns geschickt durch den Unterricht. Und fast vergesse ich, dass ich nicht alles verstehe. Ihr Motto: „Spanisch lernt man durch reden, reden und noch mehr reden!“ Meine Mitschüler sind eine bunte Mischung: Gaston aus Paris, der das „r“ im Spanischen perfekt rollt (ich bin neidisch). Matt aus Kalifornien beendet gefühlt jeden zweiten Satz mit „tío“ (was hier wohl sowas heisst, wie „Alter“). Und Anne aus Deutschland versucht verzweifelt, den Unterschied zwischen „ser“ und „estar“ zu begreifen. Nach dem Unterricht sitzen wir auf der Terrasse, lachen über unsere Sprachfehler und geniessen das Gefühl, in einer so lebendigen Stadt wie Medellín zu sein.
LULO, GUANÁBANA, FEIJOA, ZAPOTE, MAMONCILLO – SCHON MAL GEHÖRT?
Poblado ist einer dieser Orte, die einfach alles haben: trendige Cafés, hippe Bars, coole Boutiquen – und unglaublich viele Treppen. Ein Besuch in Medellín wäre aber nicht komplett, ohne die legendäre Comuna 13 zu besuchen. „Heute lauft ihr ein paar Treppen,“ sagte Pablo, unser Guide. Aha, denke ich. Noch mehr Treppen. Aber es lohnt sich. Jeder Winkel, jede Wand erzählt eine Geschichte. Die bunten Bilder sind überwältigend. Farben, Gesichter, Symbole – lebendig und kraftvoll. Pablo erzählt uns von der Geschichte des Viertels: Gewalt. Drogenkriege. Man kann sich schwer vorstellen, was hier einmal passiert ist, wenn man heute die Strassen entlanggeht, wo Kinder spielen und Musik aus jeder Ecke schallt. Überall locken Stände mit frisch gepressten Säften und kolumbianischen Leckereien. Mit einem „Salpicón“, eine Art Obstsalat mit Saft, in der Hand setzen wir uns auf eine schattige Bank. Medellín erstreckt sich vor uns in seiner ganzen Pracht. Eine Stadt, die sich einfach nie versteckt, sondern stolz zeigt, was sie zu bieten hat. Am Nachmittag zieht es uns zur Plaza Minorista. Schon beim Betreten des Marktes werden wir von einer Duftwolke erschlagen. Es riecht nach Mangos, Passionsfrüchten und Bananen. Aber auch nach Gewürzen, frischen Kräutern und einer Prise chaotischem Strassenleben. Menschenmengen drängen sich an den Ständen. Ich bin beeindruckt, wie hektisch und doch geordnet das Ganze wirkt. Der erste Stand ist übersät mit Lulo – einer Frucht, die aussieht wie eine grüne Tomate, aber so schmeckt, als hätte jemand Zitrone und Kiwi miteinander gekreuzt. Spannend, denke ich und beisse hinein. Sauer, aber erfrischend! Matt grinst mich an, als wäre er gerade auf einen Schatz gestossen. Guanábana ist eine riesige, stachelige Frucht, die innen eine Mischung aus süssem Pudding und Fasern ist. Das ist wie Essen und Trinken zugleich, stelle ich fest, während mir der Saft über die Hände läuft. Überall gibt es Früchte, deren Namen ich vorher noch nie gehört habe: Feijoa, Zapote, Mamoncillo. Mein Kopf und mein Magen sind gleichermassen überwältigt.
EL PEÑOL - EIN GIGANTISCHER MONOLIT
Die Fahrt nach Guatapé ist atemberaubend. Kolumbiens Landschaft ist so vielfältig, dass ich ständig aus dem Fenster starre. Grüne Hügel, schimmernde Seen und kleine Dörfer ziehen an uns vorbei. Guatapé selbst ist wie eine Postkarte, die zum Leben erwacht ist. Die Häuser sind in den buntesten Farben gestrichen. Jede Strasse sieht aus, als hätte ein Maler mit seiner Farbpalette einfach mal nach Lust und Laune drauflos gepinselt. Ich kann gar nicht genug Fotos machen - jeder Winkel schreit förmlich danach. Mittendrin ragt ein gigantischer Felsen aus der Landschaft - El Peñol. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Treppensteigens (700 Stufen!) erreichen wir den Gipfel. Der Ausblick ist unfassbar – weit unten der riesige Stausee mit unzähligen Inseln. Grün und blau soweit das Auge reicht. Nach dem Abstieg – der sich viel schneller anfühlt - schlürfen wir Kaffee mit Kondensmilch und Kardamom. Erschöpft, aber glücklich.
SALENTO UND DIE ZONA CAFETERA
Mein Spanisch ist nun offiziell auf dem Level „bestelle Kaffee, ohne zu stottern“ angelangt. Nächstes Ziel: die Zona Cafetera – das Herz der kolumbianischen Kaffeeregion. Der Bus schlängelte sich durch die engen, kurvigen Strassen der Anden. Ich halte mich an meinem Sitz fest und bewundere die atemberaubende Landschaft. Grüne Hügel, so weit das Auge reicht, durchzogen von kleinen Kaffeefeldern und vereinzelten Kühen, die seelenruhig auf den steilsten Hängen grasen. Salento fühlt sich an wie ein kunterbuntes Märchen. Häuser in den leuchtendsten Farben – von strahlendem Gelb über knalliges Blau bis hin zu tiefem Rot – reihen sich aneinander. Kleine Cafés mit Schildern wie „Best Coffee in Town“ locken an jeder Ecke. El Ocaso ist eine der bekanntesten Kaffeeplantagen in der Region. Wir passieren enge Pfade, fahren vorbei an Feldern, die von der Sonne in goldenes Licht getaucht werden. „Wie aus einem Kaffeewerbespot!“, denke ich. Ich erfahre, wie die Kaffeekirschen von Hand gepflückt werden, wie die Bohnen fermentiert und geröstet werden – und vor allem, wie viel Arbeit eigentlich in einer einzigen Tasse Kaffee steckt. Am zweiten Tag steht ein Ausflug ins Valle del Cocora auf dem Plan. Wir besteigen den Jeep, der uns von Salento ins Tal bringen soll. Die Jeeps heissen hier „Willys“, und sind im Grunde die coolen Grossväter der heutigen SUVs. Unser Weg führt über schmale Wege und wacklige Brücken. „Das hier muss ein Instagram-Paradies sein“, denke ich, als ich aussteige. Der Duft von feuchtem Moos, frischer Erde und dem obligatorischen Kuhdung steigt mir in die Nase. Aber das Highlight sind die höchsten Palmen der Welt. Die Wachspalmen ragen bis zu 60 Meter in den Himmel. Wie riesige Streichhölzer, völlig surreal. Und da stehe ich, winzig im Vergleich zu diesen Giganten. Das Valle de Cocora liegt auf über 2.000 Metern. Kolibris, Tukane, Kondore und Papageien. Faultiere, Tapire, Nasen- und Brillenbären sind hier zu Hause. Weit oben leuchten die schneebedeckten Gipfel der Anden. Mit einem letzten Blick auf die farbenfrohen Häuser und einem stillen „Hasta pronto“ steige ich in den Bus zurück – bereit für das nächste Abenteuer.
WILLKOMMEN IM REGENWALD
Leticia liegt an der Grenze zu Brasilien und Peru und ist im Grunde genommen die Eintrittskarte zu einem der wildesten und beeindruckendsten Orte auf diesem Planeten. Nach einem kurzen Flug blicken wir von oben auf den unendlichen grünen Teppich des Regenwaldes. Der Flieger setzt auf. Und die erste Erkenntnis? Feucht. Sehr feucht. 33°C und Luftfeuchtigkeit über 95% – willkommen im Regenwald! Mein erster Gedanke beim Verlassen des Flughafens: „Ich atme Wasser.“ Bunte Häuser, Motorräder, die wie verrückt über die staubigen Strassen rasen, und Menschen, die lächeln, als ob sie schon längst das Geheimnis des Lebens gefunden hätten. Ich fühlte mich sofort wohl. Unser Captain wartet bereits guter Dinge in seinem Boot. Eine Art Motor-Kanu. In Asien würde man es Longtail-Boot nennen und hier bezeichnet man es auf Grund des Motorgeräusches als Peke-Peke. Der Fluss ist so riesig, dass man sich eher fühlt, als wäre man auf einem braunen Meer unterwegs. Ich stehe auf dem wackeligen Boot, Sonnenhut auf dem Kopf und eine Mischung aus Ehrfurcht und leichter Panik im Bauch. Links und rechts des Flusses tauchen immer wieder kleine Dörfer und Fischerboote auf. Doch dann – mitten in meinem „Ach, das Leben ist schön“-Moment – geschieht es: Unser Captain springt plötzlich auf. „¡Delfines!“ Ein rosa Delfin taucht aus dem Wasser auf. Er schnappt nach Luft und dreht sich elegant. Die rosa Delfine – oder Boto, wie sie hier genannt werden – sind tatsächlich echte Legenden im Amazonas. Zwischen all den „Wow“-Momenten kommt mir immer wieder der Gedanke: „Wie viele Insektenarten wissen wohl gerade, dass ich auf diesem Boot bin?“ Es sind einige.
VIELLEICHT BRAUCHEN WIR GAR NICHT SO VIEL, UM GLÜCKLICH ZU SEIN
Wir bewegen uns auf matschigem Boden und überqueren Bäche. Heute steht eine Wanderung durch den tropischen Regenwald auf dem Programm. Nach fünf Minuten sehe ich aus, als hätte mich jemand mit einem Gartenschlauch abgespritzt. Unser Guide bleibt immer wieder stehen, um uns auf Tiere oder Pflanzen aufmerksam zu machen. Unzählige Insekten, bunte Frösche und ein Faultier, das in einer Baumkrone schläft. Wir entdecken riesige Schmetterlinge, deren Flügel in allen Farben des Regenbogens schimmern. Hören das ständige Summen und Krächzen der Dschungelbewohner. Und dann: Affen. Überall schwingen sich Affen von Ast zu Ast, als wäre das alles ein riesiger Spasspark. Wir schwingen auf Lianen und balancieren auf Baumstämmen. Plötzlich breitet sich ein neues Bild vor uns aus: Malocas, strohgedeckte Hütten, die sich fast nahtlos in die dichte Vegetation einfügen. „Wow“, denke ich, „das ist kein Touri-Kram, das hier ist echt.“ Kinder laufen lachend um uns herum. Ein kleines Mädchen zieht an meinem T-Shirt und kichert, als ich ihr auf Spanisch „Hola“ sage. Frauen stampfen Kokablätter. In den Malocas spielt sich das komplette Leben ab. Hier wird gekocht, gegessen und geschlafen. Sogar spirituelle Zeremonien werden hier zelebriert. „Vielleicht brauchen wir gar nicht so viel, um glücklich zu sein.“
Der letzte Tag in Bogotá ist eine Mischung aus Sightseeing und „Ich muss noch Souvenirs kaufen“-Panik. Ich stehe auf der Plaza Bolívar, umgeben von beeindruckenden Kolonialbauten und der riesigen Kathedrale und überlege, wie viel ich in den letzten Wochen erlebt habe. Bogotá, mein letztes Ziel, schenkt mir einen würdigen Abschied: Chaos, Cumbia, bunte Strassen und herzliche Menschen. Und während ich auf meinen gefühlt hundertsten Tinto schaue, denke ich: „Kolumbien, du hast mich überrascht, gefordert und begeistert – und ich komme wieder.“
Tags: Adultes, Centro Catalina Spanish School Medellín, Colombie, Espagnol, Medellín
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